St.-Peter-Pfarrer Ueli Greminger ist überzeugt: Der Einfluss des Humanisten aus Rotterdam auf die Zürcher Reformation war wesentlich grösser als bisher angenommen. Als begeisterter Anhänger von Erasmus wurde Zwingli überhaupt erst nach Zürich berufen, und er betrachtete den Humanisten, der damals in Basel wirkte, auch nach der Reformation noch als Autorität.
Humanismus ist ein Markenzeichen der Zürcher Reformation.
Erasmus jedoch wandte sich von Zürich ab, weil für ihn die Reformation zu radikal und zu politisch wurde. Deshalb sei Erasmus von den Zürcher Reformatoren dann zunehmend verdrängt und verschwiegen worden, meint Greminger. Weil sich Erasmus weigerte, Partei für die Reformation zu ergreifen, hätten die Zürcherinnen und Zürcher bis heute ein eher negatives Erasmus-Bild.
2017 soll auch Erasmus-Jahr sein
Die Zürcher Kirchgemeinde St. Peter betrachtet Erasmus von Rotterdam hingegen als «heimliche Autorität der Zürcher Reformation» und hat 2017 zum Erasmus-Jahr erklärt. 14 Text- und Bildtafeln in der Kirche zeigen die Bedeutung des Humanisten für Zürich auf.
Beispiel: Die Tafel mit der Überschrift «Die Evangeliumsmühle» zeigt eine zeitgenössiche Darstellung der Evangeliums-Verkündung als Mühle: Die vier Evangelisten werden gewissermassen im Trichter «gemahlen», Erasmus von Rotterdam nimmt das «Mehl» entgegen, Martin Luther knetet den «Teig» und backt die «Brötchen» – es sind die neuen Bibeln, die Luther dann an das Volk verteilt.
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Neben dem Stationenweg in der St.Peter-Kirche sollen im Rahmen des Erasmus-Jahrs von Januar bis August monatlich sogenannte Turmgespräche und spezielle Erasmus-Gottesdienste stattfinden.