13. Mai 2019: Eine Gruppe von 4000 Chinesinnen und Chinesen besuchte gemeinsam und gleichzeitig die Stadt Luzern. Dicht an dicht standen sie auf dem Schwanenplatz und drängten in die Uhrengeschäfte. Diese Szene wiederholte sich über mehrere Tage.
Die Kosmetikfirma Jeunesse Global hatte ihre erfolgreichsten chinesischen Verkäufer auf eine Reise eingeladen, die unter anderem nach Luzern führte. Innerhalb sechs Tagen besuchten allein aus dieser Reisegruppe rund 12'000 Menschen die Stadt.
Repräsentative Umfrage
Aktuell scheint dies eine Szene vergangener Tage, ist der Zentralschweizer Tourismus wegen der Coronakrise doch um 90 Prozent eingebrochen . Vor der Pandemie standen solche Bilder jedoch vielen als symptomatisch für den überbordenden Massentourismus in der Stadt.
Nun zeigt eine repräsentative Umfrage: Die Stadtbevölkerung will das nicht mehr sehen. Im Februar und März dieses Jahres befragte die Hochschule Luzern rund 1500 Stadtluzernerinnen und Luzerner, wie sie zum Tourismus an ihrem Wohnort stehen. Sie tat dies im Auftrag der Stadtregierung.
Ja zum Tourismus - nein zu den Massen
54 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass es zu viele Touristen in Luzern hat. Noch erdrückender ist die Mehrheit, wenn es nur um die Altstadt geht. Knapp 80 Prozent ist das Gewusel in den Gassen auf der rechten Seite der Reuss zu viel.
Auf der anderen Seite erkennen die Luzernerinnen und Luzerner aber auch, dass der Tourismus wichtig ist für die Stadt. 87 Prozent der Befragten gaben an, dass er eine grosse Bedeutung habe und 63 Prozent schätzen ihn als grundsätzlich positiv und nur 11 Prozent als grundsätzlich negativ ein.
Das Unbehagen der Bevölkerung konzentriert sich also vor allem auf den Massentourismus. Das zeigen auch die Antworten auf eine Frage zu den Carreisenden, die sich auf den Schwanenplatz konzentrieren. Nur gerade 16 Prozent der Befragten stehen dieser Form des Tourismus positiv gegenüber.
Die tiefste Akzeptanz haben gemäss der Umfrage Gäste aus Asien und Gruppenreisende. Man könne vermuten, dass die tiefe Akzeptanz der asiatischen Gäste mit ihrem Reiseverhalten und ihrem Auftreten in Grossgruppen geprägt und nicht durch ihre Herkunft bedingt sei, heisst es in der Studie.
«Zu früh für Schlussfolgerungen»
Ziel der Umfrage war laut der Regierung, die Stimmung in der Bevölkerung abzuholen und die Ergebnisse in künftige Entscheide einfliessen zu lassen. Laut einer Mitteilung sieht der Stadtrat einen wichtigen Diskussionspunkt in der Verteilung und im Gästemix. Heisst, wie verteilen sich Gäste besser und wie holt man weniger Gruppen- und mehr Individualtouristen in die Stadt.
Um konkrete Schlussfolgerungen zu ziehen, sei es jedoch noch zu früh, sagte Stadträtin Franziska Bitzi an einer Medienkonferenz. «Die Bevölkerungsbefragung ist nur ein Element der Analyse.» Im Herbst seien etwa noch Workshops zur Tourismus-Entwicklung der Stadt geplant. Deren Ergebnisse wolle die Regierung gleich gewichten wie die Umfrage.