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Erkennung von Gewalttätern Erfolgreiche Zürcher Erfindung

Wer ist wirklich gefährlich? Das neue Gewalttäter-Erkennungssystem der Kantonspolizei Zürich «Octagon» hat sich bewährt.

Vor einem Jahr hat die Kantonspolizei Zürich ihr neues Gewalttäter-Erkennungssystem «Octagon» vorgestellt. «Octagon» soll den Polizistinnen und Polizisten helfen, zu erkennen, ob jemand wirklich gefährlich ist.

Wie funktioniert Octagon?

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Wird die Polizei beispielsweise zu einem Fall von häuslicher Gewalt gerufen, nehmen die Beamten die Aussagen der Frau auf. Allenfalls treffen sie auch auf den Mann, sehen sein Verhalten oder können gar mit ihm reden.

Anhand der Aussagen der Frau und ihren eigenen Beobachtungen füllen die Polizeibeamten einen Fragebogen aus. Darunter sind Ja-Nein-Fragen zur Bedrohung an sich, zur Persönlichkeit des Verdächtigen, zu psychischen Problemen, Alkoholkonsum und Vorstrafen.

«Octagon» wertet dann die Fragen aus und erstellt eine grafische Darstellung der Gefährdungslage, ähnlich einem Smart-Spider bei Politikern. Gleichzeitig sagt das Programm den Benutzern, was zu tun ist: Benötigt jemand psychiatrische Hilfe? Einen Sozialarbeiter? Oder muss die Polizei ausrücken?

Auf Anfrage des «Regionaljournal Zürich Schaffhausen» zeigt sich die Kantonspolizei Zürich absolut zufrieden mit dem neuen System. «Octagon» gebe eine gute Struktur vor und zeige, ob eine Intervention nötig sei, sagt Reinhard Brunner, Chef der Präventionsabteilung der Kantonspolizei Zürich.

Octagon hat sich als praxistaugliches, solides System bewährt.
Autor: Reinhard Brunner Chef Präventionsabteilung Kantonspolizei Zürich

In den bisher mit «Octagon» bearbeiteten Fällen habe die Kantonspolizei Zürich keine schweren Gewalteskalationen zu verzeichnen, so Brunner weiter. «Das hat sicherlich damit zu tun, dass wir die Fälle richtig einschätzen und mit den richtigen Partnern die geeigneten Massnahmen einleiten.»

Ganz ausgereift ist das System allerdings noch nicht. Die Polizistinnen und Polizisten der Kantonspolizei Zürich arbeiten immer noch mit einer Papierversion des Systems. «Für die Web-Applikation sind wir noch in der Testphase», so Brunner.

«Octagon» auch bei anderen Polizeien im Einsatz

Im Unterschied zu anderen Risiko-Analyse-Programmen ist es bei «Octagon» am Schluss immer noch der Mensch, der die Einschätzung macht. Er beurteilt anhand des Fragebogens, wie gefährlich eine Person ist. Dazu brauche es Expertenwissen, die richtige Ausbildung, um Ergebnisse korrekt interpretieren zu können, erklärt Brunner. Darum habe man auch von der ursprünglichen Idee abgesehen, das Instrument auch in Schulen oder bei der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde KESB einzusetzen.

Für andere Polizeikorps hingegen ist «Octagon» interessant. «Wir sind schweizweit mit praktisch allen Polizeien in Kontakt.» Und einige Korps sowie der Bund würden bereits mit «Octagon» arbeiten.

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