An der Gemeindeversammlung am 9. Oktober erfuhr die Bevölkerung von S-chanf durch den Gemeindepräsidenten, dass der Gemeindeförster und Betriebsleiter der Dorfsägerei bis auf weiteres freigestellt wurde. Die Gründe für dieses Vorgehen wurden vom Gemeindepräsidenten nicht genannt.
Nun aber legen Recherchen eines Journalistenteams von RTR nahe, dass der Förster anscheinend illegale Geschäfte mit Holz aus dem Gemeindewald getätigt haben soll. Zu diesem Schluss kommen die RTR-Journalisten, nachdem sie Gespräche mit fünf ehemaligen Mitarbeitern des Forstbetriebs geführt haben. Diese haben sich anonym geäussert.
Immer wieder sei Holz aus dem Forstlager verschwunden, sagen die Mitarbeiter. Auch beim Holzschlag im Wald sei Holz abtransportiert worden. Es sei in erster Linie um wertvolles Arvenholz gegangen. Belegt sind die Vorwürfe nicht.
Anwalt weist Anschuldigungen zurück
«Die anonymen Anschuldigungen gegenüber unserem Klienten sind falsch und wir sind sicher, dass die laufenden Untersuchungen dies auch zeigen werden», sagt der Anwalt des Försters, Andrea-Franco Stöhr.
«Und wenn es tatsächlich so passiert wäre, ist immer noch unklar, wer verantwortlich ist», fügt Stöhr an. Der Fall belaste seinen Klienten schwer, dessen Ruf sei durch die Vorwürfe und die Berichterstattung in den Medien stark beschädigt worden.
Aufgrund einer Anzeige ermittelt nun die Polizei. Und auch die Staatsanwaltschaft ist in die Untersuchung involviert, wie sie auf Anfrage des Regionaljournals Graubünden bestätigt. Eine zweite Untersuchung hat die Gemeinde eingeleitet, wie diese in einer Mitteilung schreibt.
Ungemütliche Situation für Duri Campell
Eine gewisse Brisanz erhält der Fall, weil die mutmasslich illegalen Verkäufe in die Amtszeit von Duri Campell fallen könnten. Der heutige BDP-Nationalrat war von 2010 bis 2016 Gemeindepräsident im Dorf. Wie alle anderen habe er an der Gemeindeversammlung vom Fall erfahren, sagt Campell auf Anfrage.
«Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich sicher etwas unternommen». Es habe aber nie Gründe für Zweifel gegeben. Im Gegenteil, der Förster habe damals immer sehr gute Jahresrechnungen abgeliefert. «Ich lasse offen, ob so etwas möglich ist», meint Campell. Er hofft, dass die laufenden Untersuchungen Klärung bringen.