Der Schweizer Expeditionsschwimmer Ernst Bromeis wollte 900 Kilometer durch den russischen Baikalsee schwimmen. Zehn Tage nach dem Start litt er jedoch unter Herzrhythmusstörungen und musste das Projekt abbrechen. Nun ist der 51-Jährige zurück in der Schweiz und hat sich medizinisch untersuchen lassen. Im Interview erzählt er wie es ihm geht.
SRF News: Vor einigen Tagen mussten Sie ihr Projekt am Baikalsee abbrechen. Nun sind sie zurück in der Schweiz. Wie geht es Ihnen?
Ernst Bromeis: Es geht mir besser und ich werde medizinisch untersucht. Mit einem 24-Stunden-EKG wollen die Ärzte herausfinden, ob meine Herzprobleme gutartig oder bösartig sind. Aber ich bin glücklich, dass alle lebendig zurück sind.
Sie wollten 900 Kilometer schwimmen, nach 60 war Schluss. Wie schwierig war dieses Scheitern?
Für mich ist es kein Scheitern, sondern ein grosses Lernen und ein grosses Privileg, dass wir das überhaupt angehen konnten. Der Entscheid abzubrechen fiel sehr schwer.
Unterschätzt haben wir gar nichts.
Aber von Anfang an war klar, dass abgebrochen wird, falls einer aus dem Team aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kann. Und das haben wir gemacht.
Sehen Sie rückblickend Fehler, die Sie gemacht haben? Oder haben Sie etwas unterschätzt?
Unterschätzt haben wir gar nichts. Expeditionen sind immer Experimente mit offenem Ausgang. Jetzt schon von Fehlern zu sprechen, dafür ist es noch zu früh. Wir sind immer noch am aufarbeiten und in Gedanken irgendwie immer noch in Sibirien.
Welche Erinnerungen werden Ihnen bleiben?
Als ich beim Kraulen auf der rechten Seite geatmet habe, habe ich Wälder oder die transsibirische Eisenbahn gesehen. Auf der linken Seite sah ich nur unendliches Wasser und den Horizont. Und unter mir sah ich gar nichts - da war es nur grün und schwarz. In dieser Umgebung zu schwimmen ist ein einmaliges Privileg und an das werde ich mich immer erinnern.
Wie haben die Einheimischen auf Sie reagiert?
Fast alle Menschen fanden es schön, dass dieser Europäer ihr «heiliges Meer» durchschwimmen wollte. Einige haben für uns Lieder über den Baikalsee gesungen oder uns zum Abendessen eingeladen. Ein Fischer meinte dann aber auch, dass es nicht möglich sei, den Baikalsee zu durchschwimmen. Und ja, für den Moment sollte er recht bekommen.
Das Gespräch führte Sara Hauschild.