Im bernischen Grossen Rat redet man, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Also Mundart in allen Färbungen vom Oberhasli bis in den Berner Jura. Ein Versuchsbetrieb mit einem elektronischen Protokollierungs-System zeigt nun: Für die Software-Entwickler ist der Dialekt zumindest vorläufig noch eine Knacknuss.
Ein System, das das gesprochene Wort in hochdeutscher Sprache protokolliert und gleichzeitig die Ton- und Bild-Aufnahmen aus der Ratsdebatte mit Stichwörtern blitzschnell erschliesst, funktioniert seit drei Jahren bereits im Walliser Kantonsparlament in Sitten. Eine vierstündige Debatte ist binnen einer guten Stunde als Audio/Video verfügbar. Die schriftlichen Protokolle brauchen nur noch die halbe Zeit.
Problem Mundart
Das würde dem bernischen Mangel an Protokollführerinnen und dem Drang, die Rats-Tonaufnahmen schneller im Netz zu haben, durchaus entgegenkommen. Allerdings – im Walliser Grossen Rat wird Französisch und Hochdeutsch verhandelt. Das ist der wesentliche Unterschied zum Mundart-Betrieb in Bern.
Patrick Trees, der Generalsekretär des bernischen Kantonsparlaments, verfolgt den Versuchsbetrieb mit grossem Interesse. Klar ist inzwischen: Bei strukturierten Ratsdebatten funktioniert das System auf Hochdeutsch recht gut. Im spontanen Sprach-Durcheinander einer Kommissionssitzung hingegen versagt der Computer. Ob er den Dialekt in den Ratsverhandlungen schafft, wird sich weisen.
Im Prinzip wäre es viel einfacher, wenn der bernische Grosse Rat halt hochdeutsch verhandeln würde. Für Grossratspräsidentin Ursula Zybach, im Umgang mit hochdeutsch beruflich völlig gewohnt, ist es kein Thema. «Es wäre schade um diese bernische Besonderheit».