Ist die Nachfrage nach Tickets hoch, steigt der Preis. Ist die Nachfrage tief, sinkt er. So könnte man das System der dynamischen Preise umschreiben. Bereits angewendet wird es bei Bergbahnen oder Hotels – bisher aber nicht beim Sport.
Auf die heute beginnende Saison führt nun der EV Zug als erster Sportverein ein dynamisches Ticketsystem ein. Für Geschäftsführer Patrick Lengwiler ist dieses Modell die Zukunft: «Unser Ziel ist ein volles Stadion, dynamische Preise geben uns mehr Spielraum, um die Auslastung zu verbessern.»
Preise zwischen 19 und 31 Franken
Konkret hängt der Preis für ein Ticket künftig vom Gegner ab, vom Wochentag des Spiels (am Samstag ist die Nachfrage höher als am Dienstag), von der Bedeutung der Partie und dem Zeitpunkt der Ticketbestellung. Die Preisspanne für ein Stehplatzticket beträgt so zwischen 19 und 31 Franken.
Im März hat der EV Zug das System bei drei Partien getestet. Bei den Fans kommt es nicht gut an. Dies insbesondere, weil die Topspiele künftig teurer sind als normale Spiele. Reto Graf, Präsident des Fanclubs «der 7. Mann – Herti Nordkurve»: «Es darf nicht sein, dass künftig nur noch jene mit dem dicken Portmonnaie die Topmatches schauen können.»
Die Fans befürchten, dass das neue Modell mittelfristig zu generellen Preiserhöhungen führe. Mit Transparenten rund ums Stadion haben Sie ihren Unmut kundgetan. «Hockey für alli» oder «Hockey muss bezahlbar bleiben» stand auf den Transparenten.
Es geht uns nicht um höhere Preise, sondern um eine bessere Auslastung des Stadions.
Mittlerweile hat eine Aussprache zwischen Fans und Verein stattgefunden. EVZ-Geschäftsführer Patrick Lengwiler hat die Bedenken der Fans aufgenommen und versichert: «Es geht uns nicht um höhere Preise, sondern um eine bessere Auslastung des Stadions.» Er beruhigt die treuen Fans: «Die Saisonsabos sind von den dynamischen Preisen ausgenommen.»
«Ein Modell der Zukunft»
Thomas Lang ist Spezialist für Online-Handel und Preissysteme. Für ihn ist klar: «Die dynamischen Preise werden sich im Sport durchsetzen.» Sportveranstaltungen stünden in Konkurrenz zu andern Veranstaltungen und dynamische Preise gäben den Veranstaltern mehr Spielraum. «Der EV Zug hat so das Steuer in der Hand. Er kann die Auslastung direkt beeinflussen und dadurch letztlich mehr Geld verdienen.»
Die Zuschauer müssten sich daran gewöhnen, dass nicht alle Spiele gleich viel kosten. «In zehn Jahren werden solch dynamische Preismodelle noch in viel mehr Bereichen angewendet», ist Lang überzeugt. In Zug haben sich Verein und Fans darauf geeinigt, jetzt mal erste Erfahrungen zu sammeln. Erfahrungen, die auch von andern Sportvereinen mit Interesse beobachtet werden.