In einer Wildvogelpflegestation beim St. Galler Naturmuseum sollten verletzte Wildvögel gepflegt und auf ihre Auswilderung vorbereitet werden. So der Plan der Stadt. Das kantonale Amt für Natur, Jagd und Fischerei (Anjf) erteilt der Anlage jedoch keine Betriebsbewilligung. Der Grund: Das Aussengehege eignet sich nicht für den vorgesehenen Zweck.
«Es dürfen keine Personen regelmässig in die Nähe der Vögel gelangen», sagt Dominik Thiel, Leiter des Anjf. Menschen oder Hunde, die im Park des Naturmuseums unterwegs sind, würden die Vögel unnötig in Stress versetzen, was den Genesungsprozess stören könnte.
Grundidee nie hinterfragt
Die Begründung des Anjf könne er nachvollziehen, sagt der St. Galler Stadtbaumeister Hansueli Rechsteiner: «Als ich das gehört habe, musste ich sagen: Ja, logisch!» Während der gesamten Planung der Pflegestation habe man etliche Details besprochen. «Sogar über die Maschenweite des Zauns», so Rechsteiner. Die Grundidee, wilde Vögel in einem Publikumspark für die Auswilderung vorzubereiten, habe man jedoch nicht hinterfragt.
Aus heutiger Sicht habe er zwei Erklärungen für dieses Versäumnis, sagt Rechsteiner. Zum einen sei man wohl davon ausgegangen, dass die Grundlagen geklärt seien, wenn man schon über Details diskutiert. Auch seien immer wieder Fachleute in den Planungsprozess miteinbezogen worden. Zum anderen habe das Veterinäramt die Pflegestation in der Voliere im Stadtpark bewilligt, was darauf hindeutete, dass dem Konzept nichts entgegenzusetzen ist.
Geänderte Zuständigkeit
Im Kanton St. Gallen ist mittlerweile nicht mehr das Veterinäramt, sondern das Amt für Natur, Jagd und Fischerei für Vogelpflegestationen zuständig. «Der Fall dieser Pflegestation ist nie auf unserem Tisch gelandet», sagt der Amtsleiter Dominik Thiel - bis zum Zeitpunkt, als die Betriebsbewilligung erteilt werden sollte. Ausserdem haben sich während des Planungsprozesses verschiedene Vorschriften verschärft, so Thiel.
Für das Aussengehege der Wildvogelpflegestation sucht die Stadt nun einen neuen Standort. Das Gehege könne demontiert und an einem anderen Ort aufgebaut werden, sagt Stadtbaumeister Rechsteiner. Verletzte Wildvögel werden vorläufig in der provisorischen Pflegestation am Pfauengässlein versorgt.