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Feiertag Allerheiligen «Wir feiern nicht das Fest der Helden und Superstars»

Welche Heiligen werden eigentlich an Allerheiligen gefeiert? Wir haben beim Bistum St. Gallen nachgefragt.

Am 1. November ist Allerheiligen; in vielen katholisch geprägten Kantonen ein Feiertag. Aber für was steht der Feiertag überhaupt? Los geht es ja neuerdings jeweils bereits am Abend vorher mit Halloween und verkleideten Kindern.

Der 1. November selber ist dann mancherorts ein beliebter Shopping-Tag. Allerheiligen ist aber auch der Tag, an welchem viele Leute den Friedhof besuchen. Wofür der Feiertag steht und welche Heiligen effektiv gefeiert werden, darüber haben wir uns mit Franz Kreissl unterhalten. Er ist im Bistum St. Gallen Mitglied der Bistumsleitung und Pastoralamtsleiter.

Franz Kreissl

Pastoralamtsleiter Bistum St. Gallen

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1956 geboren, ist Franz Kreissl in Bayern aufgewachsen. Er hat in München und Freiburg im Breisgau Theologie studiert. Seit 1986 arbeitet der Vater von vier Kindern im Bistum St. Gallen, seit 2007 als Leiter Pastoralamt. Er ist Mitglied der Bistumsleitung.

SRF News: Wofür steht eigentlich der Feiertag Allerheiligen?

Franz Kreissl: Der Feiertag hat ursprünglich damit zu tun, dass die Menschen, die Christen geworden sind, keinen vergessen wollten, der zu ihnen gehört. Es ist ja eine ganz alte menschliche Angewohnheit, die Toten zu ehren und an sie zu denken. Und als dann begonnen wurde, die Menschen heilig zu sprechen, wollte man keinen vergessen, auch jene nicht, die man namentlich nicht kennt. Und so ist dieses Fest schon sehr früh entstanden.

Wer sind denn diese Heiligen?

Wenn wir Allerheiligen feiern, dann feiern wir nicht das Fest der besonderen Menschen, der Helden oder der Superstars. Wenn wir Allerheiligen feiern, dann feiern wir das Fest der einfachen Leute, das Fest der Menschen, die auf Gott setzen in ihrem Leben. Paulus hat alle Menschen, die Christen geworden sind, als Heilige bezeichnet. Erst später hat man damit begonnen, Menschen, die für den Glauben gestorben sind oder die ein besonderes Vorbild waren, als Heilige besonders auszuzeichnen. Das hat für die Gesamtkirche erst um das Jahr 1000 begonnen – erste Frau in der Gesamtkirche war die St. Galler Heilige Wiborada.

Wenn ich Sie richtig verstehe, sind wir beide auch Heilige?

Wenn Sie getauft sind!

Muss man denn keine spezifischen Leistungen erbringen, damit wir uns als Heilige fühlen dürfen?

Das ist genau der Punkt. Spezielle Leistung ist nicht gefordert, sondern das Wissen, dass ich von Gott komme und von Gott getragen werde. Das ist es, was Paulus als Heilig bezeichnet.

Das Gespräch führte Patrik Kobler.

SRF 1, Regionaljournal Ostschweiz, 12:03 Uhr.

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