2016 zahlte die Stadt Lenzburg beinahe 450'000 Franken an Kinderkrippen. Das ist fast viermal mehr als noch 2012. Die zuständige Stadträtin Heidi Berner räumte ein: «Wir waren recht grosszügig». Für Krippen sei es deshalb attraktiv gewesen, sich in Lenzburg anzusiedeln. «Und wo ein Angebot ist, gibt es auch eine Nachfrage».
Grosse Opposition gegen Kostendach
Mit dem Luxus soll es nun vorbei sein, finden SVP und BDP. In einer Motion forderten sie, die Subventionierung auf jährlich 300'000 Franken zu plafonieren und Eltern mit einem Bruttoeinkommen von über 100'000 Franken nicht mehr zu subventionieren. «Wir machen uns Sorgen um die steigenden Kosten. Die Steuereinnahmen werden schliesslich nicht mehr, also müssen wir die Ausgaben im Griff haben», sagte SVP-Einwohnerrätin Myrtha Dössegger.
Zwar sahen sämtliche Einwohnerratsfraktionen am Donnerstagabend ein, dass ein Handlungsbedarf bei der Krippenfinanzierung besteht. Mit ihrer Forderung nach einem Kostendach standen SVP und BDP allerdings alleine da. Die anderen Fraktionen äusserten Befürchtungen, dass dies die Falschen treffen würde. «Wenn wir ein Kostendach haben, können wir einkommensschwache Familien nicht mehr genügend unterstützen», sagte SP-Einwohnerrätin Beatrice Taubert.
Testlauf für im Juni
SVP und BDP zogen schliesslich ihre Motion zurück. «Es zeigte sich bereits im Vorfeld, dass ein Kostendach von 300'000 Franken nicht realistisch ist. Wir wollten einfach eine Diskussion anstossen und das wollte der Stadtrat auch», sagte SVP-Einwohnerrätin Myrtha Dössegger. Denn die Diskussion am Donnerstagabend war quasi der Testlauf für die Sitzung im Juni.
Dann bringt der Stadtrat ein neues Reglement für die familienergänzende Kinderbetreuung in den Einwohnerrat. Dieses ist nötig, da der Kanton Aargau ein neues Krippengesetz hat. Alle Gemeinden müssen deshalb über die Bücher. Die Debatte über Krippen und Horte ist in Lenzburg also nicht fertig, sie geht erst richtig los.