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Bugraf eines Flugzeugs auf dem Flughafen Grenchen
Legende: «Zu teuer»: Die Solothurner Regierung will keinen Auto-Tunnel unter der Grenchner Flugpiste hindurch bauen. Bähram Alaghebahnd/SRF

Flughafen Grenchen Flugzeuge sind (fast) keine Gefahr für die Autofahrer

Eine Risikoanalyse des Kantons kommt zum Schluss: Die Hauptstrasse in einen Tunnel zu verlegen wäre «unverhältnismässig teuer».

Viele Autos, viele Flugzeuge

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Legende: Keystone

Auf der Hauptstrasse (Archstrasse) neben dem Flughafen Grenchen fahren pro Tag fast 22'000 Fahrzeuge. Sie ist damit eine der am meisten befahrenen Strassen im Kanton Solothurn. Nach Feierabend bildet sich oft Stau. Die Strasse wird im Jahr von 51'000 Flugzeugen überflogen. An Werktagen im Winter sind es ca. 120 Flugzeuge, im Sommer ca. 190.

Autofahrer, die auf der Hauptstrasse neben dem Flughafen Grenchen durchfahren, beschleicht zuweilen ein mulmiges Gefühl. Beim Starten und Landen fliegen die Flugzeuge über die Köpfe der Autofahrer und kommen ihnen bis zu acht Meter nah.

Ist das nicht gefährlich? Nein, sagt jetzt die Solothurner Regierung. Sie hat auf Wunsch des Parlaments eine Risiko-Analyse durchführen lassen. Die Analyse kommt zum Schluss: Das Risiko eines Unfalls zwischen Flugzeug und Auto sei «vernachlässigbar».

Auf Anfrage von SRF präzisiert das Solothurner Amt für Verkehr und Tiefbau: Die Risiko-Analyse geht davon aus, dass pro 500'000 Starts und Landungen ein Flugzeug die Piste verfehlt und mit einem Auto kollidieren könnte.

Tunnel nicht nötig

Anlass für die Risikoanalyse war ein Vorstoss von Kantonsrat Peter Brotschi (CVP, Grenchen). Gestützt auf diesen Vorstoss wollte das Parlament unter anderem geprüft haben, ob die Hauptstrasse neben dem Flughafen aus Sicherheitsgründen in einen Tunnel verlegt werden sollte.

Auch diesbezüglich kommt die Analyse nun zu einem klaren Schluss: Ein Tunnel wäre bei geschätzten Kosten von 76 Millionen Franken unverhältnismässig teuer. Angesichts des sehr kleinen Unfallrisikos spricht die Regierung von «enormen Investitionskosten».

Bund verlangt fünfmal höheren Wert

Reaktion des Flughafens

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Flughafen-Verwalungsrat Conrad Stampfli erklärt gegenüber SRF, man habe nun zumindest «schwarz auf weiss», dass Starts und Landungen in Grenchen sicher seien. Das Hintertürchen, dass auf dem Flughafen ein längeres Stück der Piste verwendet werden könnte, sei aber nun zugegangen. Die Hoffnung auf eine längere Piste hat er aber noch nicht aufgegeben.

Die Solothurner Risikoanalyse übernimmt dabei die Bewertungskriterien des Konzepts «Naturgefahren bei Nationalstrassen» des Bundesamts für Verkehr. Dieses legt fest, bei wievielen Toten pro Jahr eine Strasse sicherer gemacht werden soll, bei wievielen Opfern sich Millionen-Investitionen aufdrängen.

Vereinfacht gesagt steht im Konzept des Bundes: Ab 0,0001 erwartbaren Toten pro Jahr muss eine Strasse sicherer gemacht werden. Für die Strasse neben dem Flughafen Grenchen hat die Solothurner Risikoanalyse einen Wert berechnet, der fünfmal tiefer ist. Deshalb eben die Schlussfolgerung, dass ein Tunnel nicht verhältnismässig sei.

Weniger Stau neben der Piste

Einen Tunnel bauen will die Solothurner Regierung also nicht. Aber sie will den Stau auflösen, den es auf der Hauptstrasse neben dem Flughafen häufig gibt. Die aktuelle Idee: Bei den beiden Kreiseln beim Autobahn-Anschluss Grenchen und beim Flughafen soll es zusätzliche Spuren geben zum Rechts-Abbiegen.

Damit könnte der Verkehr verflüssigt werden, heisst es beim Solothurner Amt für Verkehr und Tiefbau. Das würde auch der Sicherheit dienen: Wenn die Autofahrer neben der Piste nicht im Stau stehen, wäre das Risiko, von einem Flugzeug getroffen zu werden, noch geringer als es sowieso schon ist.

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