Flughindernisse sind ein Problem für die Luftfahrt. Zu solchen Hindernissen zählt das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) zum Beispiel Gebäude, Antennen, Türme oder Leitungen, die in unbewohntem Gebiet 25 bzw. in bewohntem Gebiet 60 Meter Höhe oder mehr aufweisen. Diese Hindernisse können Auswirkungen auf die Sicherheit von Flugzeugen und Helikoptern haben und das Bazl hat folglich ein Interesse daran, dass es nicht mehr solche Hindernisse als nötig gibt.
Das Bazl kontrolliert regelmässig, wo es allenfalls Flughindernisse gibt, die man abbauen kann und wurde dabei jüngst im Aargauer Dorf Hägglingen in der Nähe von Wohlen fündig. In einem kleinen Wäldchen, etwas ausserhalb der Gemeinde, stand bis am Mittwochabend ein alter Funkmast, der aber seit Jahren nicht mehr verwendet wurde. Auf Geheiss des Bazl wurde dieser 50 Jahre alte Funkturm nun durch die Armee gesprengt.
Ein Stück Zeitgeschichte
Der schmale Funkmast wurde 1969 gebaut. Hintergrund waren Bauarbeiten an der nahegelegenen Autobahn A1. Vor 50 Jahren war die Kommunikation mit der Baustelle – ohne Smartphone und Internet – einiges komplizierter als heute. Wenn auf der Baustelle beispielsweise Material fehlte, mussten die Arbeiter zuerst ein Festnetztelefon aufsuchen um die Zentrale zu informieren und Nachschub zu bestellen – verlorene Zeit.
Bauunternehmer Kurt Geissmann hatte damals die Idee mit einer eigenen Antenne ein Funknetz zu ermöglichen und die Kommunikation so zu beschleunigen. So entstand bei Hägglingen dann der 50 Meter hohe Funkturm. Anfang der 80er Jahre hatte die Zeit den Funkmast überholt. Mit der Einführung der ersten Autotelefone, wurden Funkverbindungen mit einer Baustelle überflüssig.
Ein Dorfanlass bei Wurst und Bier
Weil seither auch sonst niemand Interesse am Turm oder einem lokalen Funknetz im Aargauer Bünztal hatte, blieb das Bauwerk ohne Verwendung. Bei der regelmässigen Überprüfung der Luftfahrthindernisse wurde auch das Bundesamt für Zivilluftfahrt auf den funktionslosen Turm aufmerksam und verlangte die Beseitigung.
Am Mittwochabend war es nun soweit. Die Feuerwehr hatte das Gebiet um den Funkmast grossräumig abgesperrt und Spezialisten der Armee sprengten das Bauwerk aus der Landschaft. Rund 50 Einwohnerinnen und Einwohner von Hägglingen wohnten der Sprengung bei und erlebten mit Wurst, Brot und Bier die letzten Sekunden des Funkmastes, der die letzten 50 Jahre die Landschaft geprägt hatte.