Zum Inhalt springen

Forderung der Synode Thurgau Schluss mit dem Zölibat für katholische Priester?

Katholiken im Kanton Thurgau verlangen in einer Resolution die Aufhebung des Zölibats und die Priesterweihe von Frauen.

Die Katholische Synode des Kantons Thurgau will einen Kurswechsel: In einer Resolution fordert die Synode die Aufhebung des Pflichtzölibats und die Ordination von Frauen. Zudem soll eine externe Untersuchungskommission zu Missbrauchsfällen eingesetzt werden.

Ausgelöst wurden diese Forderungen durch die Meldungen über Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche, heisst es im Resolutionstext. Es brauche dringend Veränderungen und dazu haben die Vertreter der katholischen Bevölkerung im Thurgau Vorschläge formuliert.

Es brauche eine unabhängige Aufklärung von Missbrauchsfällen. Um das Vertrauen in die kirchliche Führungsstruktur wiederherzustellen, sei «eine externe Untersuchungskommission» unabdingbar.

Frauen als Priesterinnen weihen

Notwendig sei eine Diskussion darüber, ob sexualisierte Gewalt durch den Zölibat (Ehelosigkeit), die negative Einstellung zu Homosexualität und den Klerikalismus gefördert werde. Als starkes und mutiges Zeichen solle Rom den Pflichtzölibat aufheben und die Ordination (Priesterweihe) von Frauen einführen.

Bei den Missbrauchsfällen zeige sich durchgehen «ein eklatanter Machtmissbrauch». Wenn sich etwas ändern solle, so komme die Kirche nicht darum herum, die Macht auch innerhalb der Institution zu teilen und so wirksamer zu kontrollieren.

Man behaupte nicht, dass der Zölibat und die fehlende Ordination der Frauen ursächlich seien für Missbrauchsfälle. Aber es sei eine Ursache für das System, das sich so entwickeln konnte», sagt Dominik Diezi, Präsident der Katholischen Synode Thurgau. «Das System ist dafür verantwortlich, dass sich die Kirche über Jahrzehnte nur um die Täter gekümmert hat und nicht um die Opfer.»

Dominik Diezi.
Legende: Dominik Diezi, Präsident der Katholischen Synode Thurgau. SRF

Aufforderung an Bischof Felix Gmür

Luc Humbel, Präsident der römisch-katholischen Zentralkonferenz begrüsst das Anliegen der Thurgauer Katholiken: «Es gibt sicher berechtigte Gründe, über die Sexualmoral der Kirche zu sprechen. Aber die direkte Verknüpfung mit den Missbrauchsfällen oder dem Zölibat empfinde ich als nicht dienlich und auch als nicht sachgerecht.»

Empfänger der Resolution ist die Versammlung der Präsidenten der Bischofskonferenzen, die Ende Februar in Rom tagen wird. Aus der Schweiz wird Bischof Felix Gmür vom Bistum Basel teilnehmen. Die Katholische Synode des Kantons Thurgau gebe Bischof Felix die Resolution mit auf den Weg. Er solle die Anliegen «mit Entschiedenheit» vertreten, heisst es im Text.

Hansruedi Huber, Sprecher des Bistums Basel, versichert, dass Felix Gmür die Anliegen ernst nehme. «Der Zölibat ist kein Heiligtum. Es gab in diesem Zusammenhang im Verlauf der letzten 2000 Jahren immer wieder unterschiedliche Arten, wie man damit umgeht. Es gab nicht immer zölibatäre Priester und es gibt auch heute Teile in der Kirche, die keine zölibatären Priester haben.»

Resolution bleibt wohl chancenlos

Der Wille, den Schweizer Katholiken in Rom Gehör zu verschaffen, ist da. Die Resolution sei gut gemeint, sagt Judith Wipfler, Religions-Redaktorin von Radio SRF. Aber sie sieht keine Chance für das Anliegen: «Eine Kantonalkirche kann nicht über das Kirchenrecht entscheiden. Das passiert in Rom und dort gibt es überhaupt kein Zeichen, dass sich beim Pflichtzölibat oder bei der Frauenweihe etwas ändern könnte.»

Meistgelesene Artikel