Am 12. April 1970 stimmten die Walliser Männer für das Frauenstimmrecht auf kantonaler Ebene. Das Wallis führte das Frauenstimmrecht vor den meisten anderen Kantonen ein – und auch bevor im Februar 1971 das Frauenstimmrecht auf eidgenössischer Ebene beschlossen wurde.
Elisabeth Joris war Teil der damaligen Frauenbewegung. Sie kam in Visp auf die Welt, lebt aber schon lange in Zürich. Die Historikerin und Buchautorin hat sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Im Interview erklärt sie, weshalb das Wallis beim Stimm- und Wahlrecht für Frauen fortschrittlicher war als andere Regionen der Schweiz.
SRF News: Weshalb war das Wallis beim Frauenstimmrecht schneller als andere Kantone und die ganze Schweiz?
Elisabeth Joris: Das Wallis war fortschrittlicher, weil das Unterwallis sich stark daran orientierte, was in der Westschweiz geschah. Und da wurde das Frauenstimmrecht mehrheitlich schon 1959 eingeführt.
Den Unterwalliserinnen gelang es schon früh, Männer mit ins Boot zu holen.
Zudem gelang es den Unterwalliserinnen schon früh, Männer mit ins Boot zu holen – darunter auch den Bischof.
Weshalb war der Bischof offen für das Thema?
Er war ein Italiener. In Italien hatte 1944 oder 1945 der Papst dazu aufgerufen, das Frauenstimmrecht einzuführen. Dies in der Hoffnung, dass die Frauen weniger links stimmen würden als die Männer.
Sie sind in Visp aufgewachsen. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
1969 und 1970 war ich Sekundarlehrerin. Von dieser Aufbruchsstimmung merkte man viel – bis ins Lehrerinnen- und Lehrerzimmer. Es wurde viel diskutiert. Die Mehrheit war für das Frauenstimmrecht.
Sie schreiben derzeit ein Buch über die Einführung des Stimmrechts für Frauen auf eidgenössischer Ebene. Wie wichtig ist es, dass man sich immer wieder an diese Zeit erinnert? Und dass die Frauen weiterkämpfen?
Es ist wichtig, um die Demokratie zu verstehen. Es geht auch um Gleichheit und darum, dass alle mitbestimmen können – nicht nur in Bezug auf Frauen, sondern auch auf Minderheiten in der Schweiz.
Das Gespräch führte Silvia Graber.