Es waren noch andere Zeiten, als im April 1918 in Oensingen SO die Pferdezuchtgenossenschaft Falkenstein gegründet wurde und sich der Zucht der Freiberger-Rasse verschrieb. Im Ersten Weltkrieg war der Bedarf an Pferden in der Schweiz gross. Die Armee brauchte die anspruchslosen Freiberger als Lasttiere, die Bauern benötigten die fügsamen Pferde als Arbeitstiere auf dem Feld.
100 Jahre später hat die Genossenschaft ihren Sitz in Balsthal und züchtet keine Arbeitstiere mehr. Aber immer noch Freiberger. «Heute züchten wir Rosse, die für alles gehen: Zum Fahren, als Familien-Pferd, oder einfach als Kollege zum Ausreiten», sagt Heinz Mägli. Er ist Vize-Präsident und organisiert die Gala-Show zum 100-Jahr-Jubiläum , die am 12. Mai in Balsthal stattfinden wird.
113 Mitglieder zählt die Pferdezuchtgenossenschaft Falkenstein heute. Die meisten sind Bauern aus der Region Thal-Gäu. Und für viele von ihnen ist die Pferdezucht mehr als ein Hobby. Der Verkauf von Pferden macht einen Teil des Einkommens aus für die Landwirte in der Region.
Rund 100 Freiberger-Fohlen erblicken jedes Jahr das Licht der Welt in den Ställen der Pferdezuchtgenossenschaft Falkenstein. Nicht alle werden alt. «Zucht heisst Selektion», sagt Heinz Mägli. Haben die halbjährigen Pferde Stellungsfehler (schlechte Knie, Sprunggelenke, Rücken) landen sie beim Metzger. Das sind etwa ein Drittel der Fohlen, schätzt Mägli. Früher waren es mehr.
Die Solothurner sind nicht die einzigen, die Freiberger-Pferde züchten. 64 solche Zuchtgenossenschaften gibt es in der Schweiz. Die Genossenschaft Falkenstein ist allerdings die einzige, die einen eigenen Zuchthengst besitzt. Der aktuelle Hengst heisst «Never BW» und ist in der Hengststation in Ramiswil zu Hause.
Vizepräsident Mägli ist stolz über den neuen Zuchthengst der Genossenschaft: «Im Moment ist das einer der besten Vererber in der Schweiz». Die Anschaffung eines Zuchthengstes ist zwar teuer – 20'000 bis 25'000 Franken – das Tier bringt aber auch Einnahmen. Die Genossenschaft verlangt eine Decktaxe von 170 Franken. Damit sei Never «fast selbsttragend», sagt Mägli.