Vertrauliche Geburt
Bei einer vertraulichen Geburt erhält die Schwangere beim Eintritt ins Spital einen Decknamen und ihre Krankenakte wird vertraulich behandelt. Diese Form der Geburt ist neu auch in zwei Solothurner Spitälern möglich, wie die Solothurner Spitäler SoH am Montag mitteilen.
Bei heimlicher Geburt drohen schlimme Folgen
Durch die Wahrung der Anonymität sollen Frauen in Notsituationen geschützt werden, heisst es in der Mitteilung der SoH. Mit einer vertraulichen Geburt können sie ihr Kind unter sicheren medizinischen Umständen gebären und setzen weder sich noch das Kind der Gefahr einer heimlichen Geburt aus.
Heimlich und alleine zu gebären nur um die Schwangerschaft nicht offenzulegen, sei ein beträchtliches Risiko sagt Nebojsa Stevanovic, Chefarzt Gynäkologie am Kantonsspital Olten: «Im schlimmsten Fall verblutet die Frau zu Hause.» Es sei daher sehr wichtig, dass medizinische Hilfe vor Ort oder in der Nähe möglich ist.
Adoption oder nicht?
In der Regel gebe eine Mutter, die eine vertrauliche Geburt wünscht, ihr Kind danach zur Adoption frei und verlässt das Spital ohne das Neugeborene. Im Spital erhält das Baby eine Bezugsperson, anschliessend kümmert sich die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) um die Rechte des Kindes.
In aller Vertraulichkeit müsse die Kesb aber mit der Mutter in Kontakt bleiben, das verlange das Gesetz, erklärt Jürg Vögtli, Präsident der Kesb Olten-Gösgen: «Wir müssen zum Beispiel klären, ob die Mutter das Kind zur Adoption freigeben will». Zwölf Wochen blieben der Mutter nach der Niederkunft für diesen Entscheid.
Kontakt zur Mutter später möglich
Das Kind erhält mit Erreichen der Volljährigkeit die Möglichkeit bei der Kesb Angaben zur Mutter einzufordern. Diese Möglichkeit unterscheidet die vertrauliche von der (in der Schweiz verbotenen) anonymen Geburt und vom Babyfenster.
Seit 2013 ist am Kantonsspital Olten ein Babyfenster verfügbar. Hier können Frauen ein Neugeborenes sicher – aber anonym – deponieren. Sofern die Mutter keine Kontaktangaben hinterlässt oder sich später meldet, bleibt dem Kind eine allfällige Kontaktaufnahme in folgenden Jahren verwehrt. Das Babyfenster in Olten bleibt als Angebot bestehen, es ergänze das Angebot der vertraulichen Geburt, heisst es bei den Solothurner Spitälern.