Das ist das Partnerhotel: Das Partnerhotel steht auf dem Gelände des Spitals Zofingen. Dort wurde kürzlich viel gebaut: eine Reha-Klinik, ein Pflegeheim, ein grosses Parkhaus und gleich nebenan das Partnerhaus. Das Spital hat dieses Haus gebaut. Eingemietet sind eine Apotheke, ein Orthopädiebetrieb, Ärtze, die Psychiatrischen Dienste PDAG und ein privat geführtes Hotel.
Für diese Gäste ist es gedacht: Gedacht ist das Hotel mit 28 Zimmern und 36 Betten für Angehörige, Patienten, Ärzte, Handwerker, die im Spital arbeiten, aber auch für ganz «normale» Gäste. Es befindet sich im dritten und obersten Stock des Partnerhauses. Nebst modernen Zimmern gibt es unter anderem einen Erholungsraum, einen Frühstücksraum und familiäre Gastfreundschaft. Ein Einzelzimmer kostet um die 120 Franken pro Nacht. Im Hotel gibt es auch etwas Wellness, ein Erholungsraum mit Infrarotsauna und ein Whirpool draussen. Diese werden auch rege genutzt.
Wer steckt dahinter? Hinter dem Hotel steht die Zofinger Familie Steffen, die als Familienbetrieb die Orthopädie im EG des Partnerhauses führt. Spezialisiert sind die technischen Orthopäden auf Prothesen. Seit 34 Jahren führen sie den Betrieb. Begonnen haben sie damals in der Altstadt in Zofingen. Hier besitzt die Familie auch bereits seit Längerem ein kleines Hotel, das sie verpachtet hat. Die Steffens kennen das Hotelgeschäft. «Ein Orthopäde, der auch Hotelier ist, das gibt es so wohl kaum», sagt Besitzer und Orthopäde Marco Steffen. Deshalb sei das Spital auf ihn zugekommen.
Ein Orthopädist, der auch Hotelier ist, das gibt es so wohl kaum.
Wenn Ärzte nach einer Nachtschicht im Hotel übernachten und später Frühstück wünschen oder Hotelgäste ganz spät einchecken möchten, macht es die Familie Steffen möglich. «Entweder kommen wir kurz von zu Hause und öffnen die Tür, oder wir organisieren jemanden», sagt Brigitte Steffen, die Frau von Marco Steffen. «Wir waren schon immer ein lebhafter Haushalt. Es steckt viel Herzblut im Hotel – es soll familiär bleiben». Die Familie hat rund 1.5 Millionen Franken in den Ausbau des Hotels investiert und hofft, dass es in drei Jahren dann rentiert.
Das sind die Gäste: Am Tag der Reportage sind acht Gäste im Haus. Ein Arzt, der nach seiner Nachtschicht erst einmal schlafen muss, zum Beispiel. Aber auch IT-Fachleute, die in der Region Zofingen zu tun haben. Zudem Handwerker, die im Spital Zofingen arbeiten. Auch internationale Gäste aus Deutschland, Ungarn oder England hat die Familie schon beherbergt. «Wir hatten zum Beispiel einen Gast aus London. Er ist querschnittgelähmt und war für Gutachten im Spital Zofingen. Die Nähe zum Spital und die rollstuhlgängigen Zimmer waren ideal für ihn», erzählt Marco Steffen.
Deshalb interessiert es den Kanton: Das kantonale Gesundheitsdepartement war kürzlich im Partnerhotel Zofingen zu Besuch. «Anlässlich einer Weiterbildung wollte ich aufzeigen, was integrierte Versorgung in diesem Fall bedeutet», bestätigt Barbara Hürlimann, die Leiterin der Aargauer Abteilung Gesundheit, auf Anfrage. Man sehe das Potenzial des Hotels plus Apotheke und Orthopädie auf dem Spitalgelände. Nun warte man gespannt, was die Krankenkassen mit dem Spital Zofingen aushandeln.
Kosten sparen? Wenn zum Beispiel ein älterer Patient eine Prothese braucht, dann wird ihm diese im Spital angepasst. Der Orthopäde fährt zu ihm ins Spital. Danach kommt er in die Reha-Klinik, zum Beispiel in Bad Zurzach. Der Physiotherapeut dort findet, die Beinprothese sei zu kurz, der Orthopäde müsse sie ändern. Der Orthopäde fährt nach Zurzach, richtet alles. «Diese Fahrt, diese Zeit muss jemand bezahlen. Wenn wir alles auf dem Spitalgelände machen können, kommt das um einiges günstiger», erklärt Marco Steffen. Ähnliche Modelle gibt es in den USA und eines in Lausanne.
Hotel- statt Spitalkosten: Dasselbe gilt für Patienten, die für die Montage der Prothese im Spital behalten werden. Das könnte man auch im Hotel gleich neben dem Spital machen. Die Hotelnacht ist um ein Vielfaches günstiger als die Spitalnacht. Hier laufen nun Abklärungen, was die Krankenkassen übernehmen.