Sonnenbrillen, Handys, Regenschirme: all das und noch viel mehr landet auf dem Fundbüro der Stadt Thun und damit bei Fundbüroleiter Roland Moser. Es ist eine spezielle Aufgabe, die er vor über 15 Jahren übernommen hat. Aber sie passt zu ihm.
In allen Formen und Farben
Er liebe Gegenstände in allen Farben und Formen, sagt Moser: «Schon als Kind habe ich glänzende Steine gesammelt.» Und so erstaunt es nicht, dass er auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle einfach mal im Fundbüro vorbei ging: «Guten Tag. Verloren habe ich nichts, aber ich bin auf der Suche. Nach einem neuen Job nämlich.» Das Schicksal wollte es, dass die Stelle als Fundbüroleiter kurz darauf tatsächlich frei wurde. Und Roland Moser sie übernehmen konnte.
Guten Tag. Verloren habe ich nichts, aber ich bin auf der Suche. Nach einem neuen Job.
Beim Empfang bewahrt Moser die Gegenstände auf, die vor kurzem abgegeben wurden. Das sind auch die, die am ehesten wieder abgeholt werden. Was länger liegen bleibt, landet im Keller. Für ein Jahr, danach werden die Sachen weiter verkauft oder an eine Brockenstube weiter gegeben.
Fotografisches Gedächtnis
Was da alles in den Regalen liegt, steht zwar auf einer Liste im Computer. Aber vor allem verlässt sich Roland Moser auf sein fotografisches Gedächtnis. Was er einmal gesehen hat, das vergisst er nicht mehr. Wenn aber jemand einen silbrigen Schlüssel suche, oder ein schwarzes Paar Handschuhe, da könne auch er nicht weiterhelfen.
So sieht's aus im Keller des Fundbüros
Einfach nur im Keller versorgen, funktioniert aber nicht. Kleider werden gewaschen, Taschen und Rucksäcke durchsucht. Einerseits, damit nicht irgendwo ein vergessenes Sandwich vor sich hin fault. Andererseits, um herauszufinden, wem ein Gegenstand gehört.
Sherlock Moser
Um als Detektiv aktiv zu werden, reicht Roland Moser das Terminkärtchen einer Arztpraxis. Eine Hausnummer auf einem Foto. Oder Bilder von Polo Hofer, in verschiedenen Kleidern, gespeichert auf einer Kamera. Moser: «Ich habe mir gedacht, wenn ein Fan diese Fotos gemacht hätte, dann wäre Polo Hofer nur in einem Outfit zu sehen gewesen.» Da es aber verschiedene waren, so sein Gedanke, gehöre dieser Fotoapparat möglicherweise jemandem aus Hofers Bekanntenkreis.»
Schön ist, wenn ich etwas vermitteln kann. Da macht mir schon etwas Kleines eine grosse Freude.
Und tatsächlich: die Kameras gehörten dem Mundartsänger selbst. Der sich entsprechend freute, als er den Apparat auf dem Fundbüro abholen konnte, genauso wie Roland Moser, der sagt: «Schön ist, wenn ich etwas vermitteln kann. Da macht mir schon etwas Kleines eine grosse Freude.»
Versabbertes Lätzli
Das muss nicht immer Polo Hofers Kamera sein. Da reicht auch das versabberte Bébé-Lätzli, das der gestresste Vater noch so gerne in Empfang nimmt. Und da zeigt sich, warum sich Roland Moser in seinem Fundbüro so wohl fühlt. Schon wegen der Liebe zu den Gegenständen. Aber auch, weil man Menschen glücklich machen kann, wenn man ihnen die Dinge zurückgibt, die sie verloren haben.