Bern könnte mit elf Nachbargemeinden fusionieren und zu einem «Grossbern» werden. Ein Gedanke, der für den Berner Stadtpräsidenten Alec von Graffenried interessant klingt. Er hatte bereits im Wahlkampf zum Stadtpräsidium 2016 damit geworben.
SRF News: Sie sagen, dass Sie eine Fusion befürworten. Ein «Grossbern» klingt für Sie aber nicht gut, weshalb?
Alec von Graffenried: Grossbern klingt blöd und klingt nach Grössenwahn und grössenwahnsinnig sind wir in Bern definitiv nicht.
Grössenwahnsinnig sind wir in der Stadt Bern definitiv nicht.
Man hat den Eindruck, dass die Grossfusion nur mit angezogener Handbremse vorangetrieben wird. Täuscht dieses Gefühl?
Nein, das Gefühl täuscht nicht. Wir wollen niemanden überfahren. Es geht darum, hinzuhören und Diskussionen zu führen. Würden wir vorpreschen, wäre das nicht gut. Es geht nun darum gute Strukturen zu schaffen und nicht einfach etwas zu vergrössern. Wir wollen auf Augenhöhe diskutieren.
Man hört im Moment aber viel Kritik.
Dies liegt an den Diskussionen. Man muss nun rundum Fragen stellen und herausfinden, welche Themen in den Agglomerationsgemeinden interessieren. Klar ist aber, dass es auch Fragen gibt, die uns alle beschäftigen. Ich denke da an Verkehrsfragen, den Autobahnanschluss, die Zukunft des Bahnhofs, Kulturfragen und Fragen zu Steuern.
Fehlt das Bewusstsein für eine gemeinsame politische Organisation in der «stolzen» Stadt Bern?
Es liegt vielleicht nicht so auf der Hand. Das hängt möglicherweise daran, dass man in der Stadt Bern viel aufeinander und etwas weniger nach aussen schaut. Gerade der Stadtrat diskutiert oft innerstädtische Themen. Deshalb wurden auch Gefässe geschaffen, damit sich der Stadtrat auf parlamentarischer Ebene verstärkt austauscht, beispielsweise mit Köniz. Aber das ist eine relativ junge Entwicklung.
Der Berner Stadtrat schaut selten über den Tellerrand hinaus.
Bis wann werden erste Pflöcke eingeschlagen?
Erste Diskussionen werden nun im Gemeinderat geführt. Anschliessend werden die Geschäfte im Parlament behandelt. Entscheide wird es in den nächsten zwei bis drei Jahren aber wahrscheinlich nicht geben. Da von Ostermundigen her aber offen einige Signale kommen, ist es möglich, dass es mit einigen Gemeinden schneller geht als mit Anderen.
Das Gespräch führte Christian Liechti.