In Basel gibt es rund ein Dutzend sogenannte «Gammelhäuser». Das sind Liegenschaften, in welchen Menschen in teilweise prekären Platz- und hygienischen Verhältnissen wohnen. Oft leben diese Leute in einem wenige Quadratmeter grossen Zimmer, Bad und Küche müssen sie sich mit anderen Mietern teilen.
Es ist ein Ärgernis, dass wir solche Wohnverhältnisse finanzieren müssen, weil es das Gesetz so vorsieht.
Günstig sind diese Gammel-Zimmer allerdings nicht. Teilweise zahlen die Mieter für ihre kleinen Zimmer bis zu 700 Franken. Weil allerdings die meisten dieser Mieter von der Sozialhilfe abhängig sind, zahlt de facto die Sozialhilfe die Mieten. Ruedi Illes, Leiter der Sozialhilfe sagt: «Es ist ein Ärgernis, dass wir solche Wohnverhältnisse finanzieren müssen, weil es das Gesetz so vorsieht.»
Gegen solche Wohnsituationen will die Basler Regierung nun aber mit einem Pilotprojekt vorgehen. Dieses soll Menschen mit wenig Wohnkompetenz helfen, ihre Interessen wahrzunehmen Angegliedert ist die neue Stelle bei der Sozialhilfe. Das Ziel ist, dass diese Stelle bei hygienischen oder feuerpolizeilichen Mängeln bei den Vermietern interveniert und Verbesserungen für die Mieter erzielen kann.
Eine Folge der Mietschutzinitiativen
Diese Arbeit sei eine Gratwanderung, sagt Illes. Man wolle die Vermieter auch nicht vergraulen, letztlich böten sie ja einer Klientel Unterschlupf, welche auf dem «normalen» Wohnungsmarkt kaum eine Chance hätte. Häufig verfügten diese Mieter über eine geringe Wohnkompetenz, verdreckten die Zimmer und seien drogenabhängig. «Ziel ist, dass wir die Zustände in diesen Häusern verbessern, ohne dass die Vermieter nachher das Feld wechseln und ihre Häuser einem anderen Mietersegment anbieten.»
Auslöser dieser Massnahme sind die vier Mieterschutz-Initiativen, welche letzten Sommer von der Basler Bevölkerung angenommen wurden. In diesen Debatten kamen die Basler Gammelhäuser auf den Tisch und fanden auch medial breite Beachtung.
Es ist ein Puzzleteil um die Wohnverhältnisse etwas weniger prekär zu machen.
Michel Steiner vom Verein «Schwarzer Peter» für Gassenarbeit ist grundsätzlich zufrieden, dass der Kanton etwas unternimmt. Eine Person, die vermittelt, sei allerdings nur ein kleiner Schritt. Um das Problem zu lösen, müsse der Kanton Mindestanforderungen für die Wohnungen definieren. Falls diese nicht eingehalten würden, müsse er die Liegenschaften übernehmen. Diese könnte er dann zu günstigen Preisen an Menschen vermieten, die Sozialhilfe beziehen. Diese Forderungen stellt das Komitee der Initiative für ein Recht auf Wohnen, die der Kanton bis zum Sommer in einen entsprechenden Ratschlag umsetzt.