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Gebäude der Kirchen Aargauer Reformierte und Katholiken wollen umdenken

Die Landeskirchen reagieren auf die zunehmend leeren Kirchen mit neuen Strategien für ihre Immobilien.

  • Die Reformierte Kirche des Aargaus hat 2017 über 2000 Mitglieder verloren. Kirchen und Kirchgemeindehäuser leeren sich.
  • Die Landeskirche reagiert mit einer Immobilienstrategie. Diese soll Kirchgemeinden Ideen liefern, wie sie ihre Gebäude nutzen können.
  • Möglich ist alles, was sozialen Nutzen stiftet – Tagesstätten, Wohnungen, kulturelle Aktivitäten.
  • Auch die Katholiken machen sich solche Gedanken. Sie haben die Kirche Kölliken bereits nach neuen Überlegungen umgebaut.

Die Kirche von Turgi von oben.
Legende: Ein Abbruch der Kirche Turgi ist in weite Ferne gerückt. Lutz Fischer-Lamprecht / Wikimedia Commons

Die reformierte Kirche Turgi ist in die Jahre gekommen, eine Sanierung drängt sich auf. Doch wozu viel Geld in die Sanierung stecken, wenn das Gebäude nur noch selten benutzt wird? Ausgehend von dieser Überlegung schlug die Kirchenpflege den Abriss der Kirche vor. An ihrer Stelle sollten eine andere Kirche sowie Alterswohnungen entstehen.

Doch ein Teil der Kirchenbasis und Einwohner von Turgi gingen auf Opposition zur Kirchenpflege. Für sie kam ein Abriss nicht infrage. Momentan ist die Zukunft der Kirche völlig unklar. Eventuell wird sie sogar unter Schutz gestellt.

Immobilienstrategie gibt Impulse

Erfahrungen wie jene aus Turgi seien wertvoll. Aber solche Situationen sollten sich nicht wiederholen – das ist die Meinung der Reformierten Landeskirche Aargau. Sie hat deshalb eine Immobilienstrategie erarbeiten lassen. Externe Architekten und Immobilien-Fachleute haben in vier Kirchgemeinden das Potenzial von kirchlichen Gebäuden in vier Kirchgemeinden ausgelotet.

Christoph Weber-Berg, Präsident des Kirchenrates der Reformierten Landekirche Aargau, listet die Möglichkeiten auf: «Nehmen wir das Beispiel eines Kirchgemeindehauses: Man kann dort irgendetwas machen, seien es Büros, sei es soziales Wohnen, sei es Kindertagesstätten, Hauptsache, es stiftet sozialen Nutzen.» Wichtig sei, zuerst die Ideen zu entwickeln und erst dann zu bauen und nicht umgekehrt.

Eröffnungsfest Kirche Kölliken
Legende: Die katholische Kirche Kölliken wurde am 13. August 2017 nach dem Umbau wiedereröffnet. Das (Solar-)Dach liefert Strom. zvg

Auch die Katholiken des Aargaus machen sich Gedanken über die Nutzung ihrer Immobilien in Zukunft. Es gebe dazu eine Strategie, heisst es auf Anfrage bei der Landeskirche, diese gelte aber nicht nur für den Aargau, sondern für das ganze Bistum Basel. Die Landeskirche erwähnt Kölliken als Vorbild.

Die katholische Kirche Kölliken wurde im August 2017 wiedereröffnet. Das Projekt kostete zwei Millionen Franken. Für dieses Geld wurde die Kirche nicht einfach saniert, sondern radikal umgebaut. Es gibt nur noch einen grossen Innenraum, die erhöhten Stufen zum Altar von früher sind weg. Auch die Bankreihen sind verschwunden. Neu gibt es nur noch Stühle.

Von der Kirche zum (würdigen) Mehrzwecksaal

Dem Raum angegliedert ist eine Küche, die ganze Kirche ist rollstuhlgängig. Zweimal pro Woche findet ein Gottesdienst statt. Daneben treffen sich die Senioren zum Jass und der Frauenverein führt seine Anlässe durch. Möglich seien auch kulturelle Anlässe wie z. B. eine Lesung, sagt Pfarreileiter Beat Niederberger.

Sakramentenkapelle
Legende: Ein Teil des Innenraums der Kirche Kölliken ist abgetrennt, es ist die Sakramentenkapelle. Nur sie ist geweiht. zvg

Zehn Jahre lang habe man an der Kirche Kölliken herumgeplant. Es sei eine «Leidensgeschichte» gewesen, lacht Niederberger. Aber eine mit einem guten Ende. Die neue Kirche funktioniere gut als Ort der Begegung. «Wir haben noch kleine Kinderkrankheiten. Aber die Leute sind sehr, sehr zufrieden. Das Konzept isch hoch akzeptiert.»

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