Vorbereitet sein auf den schlimmsten Fall: Das hat sich der Kanton Graubünden schon 2015 auf die Fahne geschrieben und eine sogenannte Gefährdungsanalyse gemacht. Bemerkenswert: Damals haben die Behörden festgestellt, dass eine Pandemie die grösste Gefahr für den Kanton bedeuten würde.
Aber nicht nur der Kanton muss sich auf den Notfall vorbereiten, sondern auch die Gemeinden. Sie haben mit dem kantonalen Bevölkerungsschutzgesetz 2016 den Auftrag erhalten, ebenfalls eine Gefährdungsanalyse zu machen.
So kümmert man sich auch um Gefahren, die gedanklich teilweise relativ weit weg sind.
47 Gemeinden und damit knapp die Hälfte der Bündner Gemeinden haben die Hausaufgaben inzwischen erledigt. Das Zwischenfazit: Als grösste Risiken eingeschätzt werden im Bergkanton Lawine, Erdrutsch, Bergsturz, sagt Martin Bühler, Leiter des Amts für Militär und Zivilschutz.
Eine ganze Palette von Risiken
Miteinbezogen in die Gefährdungsanalyse werden freilich nicht nur Naturereignisse. Ganz am Anfang steht für jede Gemeinde ein Auswahlkatalog vom Bund mit möglichen Risiken; vom Amoklauf bis zum Chemieunfall. In einem ersten Workshop mit Fachleuten vom Kanton und einem externen Büro wird dann entschieden, welche Punkte genauer angeschaut werden.
Bei diesen Gesprächen tauchen manchmal auch Risiken auf, die bisher nicht im Risikokatalog aufgeführt waren – zum Beispiel Verjüngungsdefizite im Schutzwald oder das Edelgas Radon, das im Boden entsteht und Lungenkrebs auslösen kann. Radon wurde bislang in drei Gemeinden als Risiko aufgeführt, Probleme im Schutzwald wegen des vielen Wilds sogar bereits in 15 Gemeinden.
Analyse ist für Gemeinden obligatorisch
Graubünden ist einer der wenigen Kantone, in dem eine solche Gefährdungsanalyse obligatorisch ist. Die Gemeinden haben bis Ende 2021 Zeit, sie durchzuführen. Amtsleiter Martin Bühler schätzt, dass bis im Frühling 2022 alle kommunalen Analysen vorliegen. Aufgrund der neuen Erkenntnisse soll dann die kantonale Gefährdungsanalyse überarbeitet werden.