Es ist eine alltägliche Situation im Tram oder im Bus: Das Baby im Kinderwagen fängt an zu schreien, die anderen Passagiere nerven sich und den Eltern ist es unangenehm. Was also tun? «Früher gab man dem Kind dann zum Beispiel einen Schlüsselbund zum Spielen», sagt Psychologin Margarete Bolten, «heute aber geben die Eltern immer häufiger ihr Handy und spielen Videos ab».
Stress im Gehirn
Auf den ersten Blick scheint diese Strategie auch aufzugehen, die Kinder werden ruhig. Aber: «Für Kinder zwischen 0 und 3 sind diese Videos purer Stress», sagt Margarete Bolten. Denn das Gehirn sei in diesem Alter noch nicht in der Lage, die schnellen Schnitte und grellen Farben aufzunehmen.
Was dies bewirken kann, weiss Margarete Bolten aus eigener Erfahrung. Sie bietet am Universitären Kinderspital beider Basel UKBB eine Sprechstunde an für Eltern, deren Babys Ess-, Schrei- oder Schlafstörungen haben. «Gerade bei den Schlafstörungen kann es natürlich sein, dass der Handygebrauch eine Rolle spielt. Das Kind will zwar schlafen, das Gehirn ist aber immer noch am Verarbeiten der Videos.» Längerfristig führe der exzessive Handykonsum der Babys sogar zu Hyperaktivität und Lernschwierigkeiten.
Wirkungslose Lern-Apps
Dabei wollen manche Eltern ihre Kinder mit den Handys sogar fördern - mit Lern-Apps. «Zum Teil können die Kinder dann ihre eigene Muttersprache nicht, dafür aber auf englisch bis zehn zählen», erzählt Bolten. «Eine Bedeutung haben diese englischen Wörter aber nicht für die Kinder. Sie plappern es einfach nach.»
Bolten hat nun zusammen mit dem Basler Gesundheitsdepartement einen Flyer entworfen, der Eltern vor den Folgen des Handygebrauchs warnen soll. «Wir erhoffen uns, dass die Bevölkerung dadurch sensibilisiert wird», erklärt Bolten. Dafür werde der Flyer zum Beispiel in Arztpraxen oder Kitas aufgelegt.