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Gefährliches Bakterium Die wichtigsten Antworten zu Streptokokken

In Europa gibt es mehr schwere Erkrankungen bei Kindern nach einer Infektion mit A-Streptokokken. Das müssen Sie wissen.

Was sind Streptokokken? Ist die Häufung nun jahreszeitbedingt oder ausserordentlich? Streptokokken sind eine Gruppe von Bakterien, die unter anderem Angina auslösen oder, wie die A-Streptokokken, eben Scharlach. Diese A-Streptokokken sind es, die gerade zu Reden geben. Scharlach ist in der kalten Jahreszeit zwar immer häufiger als im Sommer. Aber die aktuelle Häufung in den bisher betroffenen Ländern ist aussergewöhnlich und stärker, als es die Jahreszeit erwarten lässt. Deshalb warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO jetzt vor einer schweren Scharlachwelle in Europa.

Foto des Hauptsitzes
Legende: Der Hauptsitz der WHO (engl. World Health Organization) steht in Genf. KEYSTONE/Fabrice Coffrini

In welchen Ländern tritt die Häufung auf? In der Schweiz gebe es bisher noch keine Häufung, so die Beobachtung bisher an Unikinderspitälern schweizweit und auch beim Verband Kinderärzte Schweiz. Aber die Fachleute sind sich einig, dass es wichtig sein wird, aufmerksam zu bleiben. In Grossbritannien sind, Stand 15.12., bisher 19 Kinder und Jugendliche an Scharlach gestorben, in Frankreich und Grossbritannien sind die Fallzahlen insgesamt laut WHO um ein Vielfaches höher als in anderen Jahren. Ebenfalls steigende Zahlen melden Irland, die Niederlande, Spanien und Schweden.

Welche Kinderkrankheiten sind derzeit mehr im Umlauf? Besonders markant ist die Häufung an RSV-Infektionen. Diese Welle ist auch schon längst in der Schweiz angekommen. Das Unikinderspital beider Basel zum Beispiel gibt an, dass ihre Betten seit Wochen voll belegt sind, und mehr als die Hälfte davon zurzeit wegen RSV-infizierter Kinder. Das ist wirklich ungewöhnlich. Marc Sidler, Kinderarzt in Basel und Präsident von «Kinderärzte Schweiz», beobachtet in seiner Praxis, dass die Infektionswelle dieses Jahr generell früher beginnt und stärker ist als in anderen Jahren.

Was sind die Gründe dafür? Erstmal zu Scharlach: Nach Einschätzung der WHO ist die Häufung schwerer Fälle nicht auf einen neuen Bakterienstamm zurückzuführen, der zum Beispiel krankmachender wäre. Es kursieren nach wie vor die Stämme, die man schon länger kennt. Im Moment führen sie insgesamt einfach zu mehr Infektionen. Woran das liegt, ist noch offen. Gerade bei Infektionskrankheiten kann für solche Häufungen auch der Zufall eine Rolle spielen.

Es wird vermutet, dass Kinder wegen der Corona-Kontaktbeschränkungen weniger immun gegen solche Käfer sind. Ist da was dran? Es ist möglich, dass es eine Art Nachholeffekt gibt, aber wirklich sauber untersucht hat das niemand.

Wie kann ich mein Kind vor einer Infektion schützen? Scharlach wird ähnlich wie Corona vor allem durch Tröpfchen und Aerosole übertragen. Dagegen hilft grundsätzlich Abstand, Lüften und natürlich auch das Maskentragen. Problematisch ist, dass Scharlach oft auch ohne Symptome auftritt, die Betroffenen aber trotzdem andere anstecken können. Es gibt Schätzungen, dass mindestens jeder Zehnte ein stiller Träger von A-Streptokokken ist. Deshalb reicht es nicht, Kranke zu meiden, um sich zu schützen. Wichtig ist daher vor allem auch, die Erkrankung schnell zu erkennen. Scharlach ist gut therapierbar: je früher, desto besser.

SRF 4 News, 13.12.2022, 01:30 Uhr

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