Früher stand Andrea Wechlin sozusagen auf der anderen Seite: als langjährige Co-Leiterin des Frauenhauses hatte sie mit Opfern zu tun. Der Seitenwechsel sei aber gar nicht so unlogisch, sagt sie. Denn in den letzten Jahren baute sie das kantonale Bedrohungsmanagement auf: «Da habe ich mich fast ausschliesslich mit Täterinnen und Tätern befasst.»
Ausserdem könne man in ihrem Tätigkeitsfeld nicht einseitig sein: «Man kann die Arbeit auf Opfer- oder Täterseite gar nicht machen, wenn man sich mit der anderen Seite nicht auseinandersetzt», betont Wechlin.
Seit drei Monaten leitet sie nun die Luzerner Justizvollzugsanstalt Grosshof in Kriens. Von den vorwiegend männlichen Insassen spüre sie keine negativen Reaktionen. «Ich erlebe, dass sie mir mit grossem Respekt begegnen», sagt Wechlin. Das habe aber natürlich auch mit ihrer Funktion zu tun.
Schlussendlich hängt es davon ab, wie man einer Person gegenübertritt. Unabhängig davon, ob ich nun eine Frau oder ein Mann bin.
Noch sei sie in der Phase des Einarbeitens, grosse Veränderungen habe sie noch nicht geplant. Das erst 20-jährige Gebäude, das kürzlich erweitert wurde, biete einen guten Standard. Für sie ist aber klar: Das Leben im Grosshof sei für viele Insassen nicht einfach, denn hier herrschten strenge Regeln. Und sie? Ist sie auch streng, obwohl sie gar nicht so wirkt? «Oh, ich glaube, diejenigen, die mich kennen, wissen schon, dass ich eine gewisse Strenge habe.»
Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr