Über hundert Rehkitze sterben im Kanton Zürich wegen der Landwirtschaft. Im Frühsommer verstecken sich die Jungtiere auf Feldern im hohen Gras und werden von Mähmaschinen erfasst. Wie in anderen Kantonen setzen im Kanton Zürich Tierschützer deshalb Drohnen ein. Sie sollen die Rehkitze rechtzeitig aufspüren und Leben retten.
Die Rettung aus der Luft sei erfolgreich: «Ich rechne mit 60 bis 70 Rehkitzen, welche wir dieses Jahr bereits gerettet haben», erklärt Drohnenpilot Jon Cantieni. Er ist Mitglied des Vereins «Rehkitzrettung Schweiz» und spürt mit seiner Drohne seit zwei Jahren Rehkitze in der Region Zürich auf. Er wird jeweils von den zuständigen Jägern kontaktiert, bevor ein Landwirt das Feld mäht.
Auf einem Feld bei Eglisau hat Jon Cantieni am Vorabend bei einem Kontrollflug fünf Rehkitze entdeckt. Am nächsten Morgen sucht er das Feld mit seiner Drohne in etwa 50 Metern Höhe ab. Die Suche muss frühmorgens beginnen, damit die Wärmebildkamera der Drohne funktioniert.
Die Rettungsaktion ist Teamsache. So steuert Jon Cantieni die Drohne, während Jäger Kurt Huber den Flug auf dem Display mitverfolgt. Das System funktioniert einfach: Ist eine Stelle im Feld wärmer als seine Umgebung, erscheint ein roter Punkt auf dem Display, die Drohne sendet ein Hornsignal aus. Bewegt sich der Punkt nicht, so versteckt sich ein Rehkitz im hohen Gras.
Jetzt kommen die Jäger ins Spiel: Ihre Aufgabe ist es, das Rehkitz auf dem Feld im meterhohen Gras aufzuspüren und zu sichern. Dabei tragen die Jäger Handschuhe. Sie sollen verhindern, dass das Rehkitz den menschlichen Geruch übernimmt. Per Funkgerät erhalten die Jäger präzise Anweisungen von Jon Cantieni, während die Drohne über der Fundstelle schwirrt.
Finden die Jäger ein Jungtier, sichern sie es mit einer Kiste. Bei der Suche in Eglisau ist das allerdings nicht nötig: die zwei aufgespürten Rehkitze sind bereits mehrere Wochen alt und in der Lage, zu flüchten. Als sich das Rettungsteam nähert, springen sie davon. Zurück bleiben nur ihre Liegestellen im hohen Gras.
Die Flucht werten die Retter als Erfolg. «Bis der Landwirt kommt, kehren die Tiere vielleicht nochmals zurück», erklärt Drohnenpilot Jon Cantieni. «Aber wenn sie den Mähdrescher hören, flüchten sie erneut.» In der Region Zürich suchen dieses Jahr zwischen fünf und sechs Drohnenpiloten nach Jungtieren im hohen Gras. Sie sind vermehrt im Raum Uster und Stäfa unterwegs. Um mehr Tiere retten zu können, plant der Verein «Rehkitzrettung Schweiz», im nächsten Jahr weitere Piloten auszubilden.
(SRF 1, Regionaljournal Zürich Schaffhausen; 17:30 Uhr; fulu)