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Gegen den Willen der Manager Bei Google Zürich bestimmen die Angestellten jetzt mit

  • Wie die Gewerkschaft Syndicom in einer Mitteilung schreibt, haben die Mitarbeitenden in Zürich kürzlich eine Personalvertretung gewählt.
  • Das Management war zur Organisation der Wahlen verpflichtet, weil Mitarbeitende Unterschriften gesammelt hatten.
  • Arbeitsrechts-Experte Thomas Geiser spricht von einem Entscheid mit Signalwirkung.

Am Anfang der Personalvertretung stand ein heikler Auftrag: Google hatte geplant, eine Suchmaschine für China herzustellen, welche kritische Meldungen über Menschenrechtsverletzungen im Land zensurieren würde. Gegen dieses Unterfangen rebellierten weltweit Angestellte des Tech-Konzerns. Auch in Zürich forderten die Mitarbeitenden von Google mehr Mitbestimmung und Transparenz.

Ein wichtiges Signal

Die «Zooglers», wie sich die 5000 Google-Mitarbeitenden am Standort Zürich selbst nennen, liessen sich bei der Frage nach ihren Rechten von der Gewerkschaft Syndicom beraten. Nicht erfreut darüber war das Management, welches einen Informationsanlass für die Mitarbeitenden zu verhindern versuchte.

Die Mitarbeitenden sind stärker, wenn sie kollektiv für etwas einstehen können.
Autor: Lena Allenspach Syndicom-Sprecherin

Dass die Personalvertretung jetzt trotz Widerstand des Managements eingeführt wird, freut Syndicom-Sprecherin Lena Allenspach: «Die Mitarbeitenden sind stärker, wenn sie kollektiv für etwas einstehen können», begründet sie. Es sei ein wichtiges Signal, dass einer der grössten Google-Standorte Europas nun eine Personalvertretung habe: «Wir hoffen, dass sich dies auch auf andere Unternehmen auswirkt und sich IT-Mitarbeitende für ihr Recht auf Mitwirkung zusammenschliessen».

Google-Mitarbeitende
Legende: Die Google-Mitarbeitenden in Zürich haben nun eine Personalvertretung. Keystone

Wieviel Mitspracherecht die Angestellten durch die Personalvertretung genau haben, ist derzeit noch offen. Wie Google auf Anfrage von SRF schreibt, informiere das Unternehmen die Personalvertretung künftig über Themen wie Arbeitsbedingungen.

Eines Besseren belehrt?

Laut Thomas Geiser, Experte für Arbeitsrecht an der Universität St. Gallen, könnte Google Zürich so eine Vorbildfunktion einnehmen: «Es ist sehr wahrscheinlich, dass andere Konzerne, die sich bis jetzt gegen eine Personalvertretung gesträubt haben, ihren Widerstand nun als sinnlos und unsinnig wahrnehmen.» Es sei für Betriebe vorteilhaft, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmerinnen direkt zusammen verhandeln können.

Sind Personalvertretungen oder Gewerkschaften in traditionellen Arbeitsbereichen wie beispielsweise in der Industrie stark vertreten, so sind sie in der Informatikbranche bis jetzt noch Mangelware.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 20.07.2020, 17.30 Uhr ; 

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