Bauern, die ihre Tiere in zu kleinen Gehegen halten, sie zu wenig füttern oder im Dreck liegen lassen – bisher mussten sie wenig Kontrollen fürchten. Im Lauf von vier Jahren musste ein Landwirtschaftsbetrieb in der Schweiz gründlich in allen Bereichen kontrolliert werden. Und die Behörden hatten zunehmend Probleme mit dem Aufwand.
Zu wenig «risikobasierte Kontrollen»
Die Kontrollen der Landwirtschaftsbetriebe wurden in den letzten Jahren immer umfangreicher, wegen der wachsenden Zahl von Direktzahlungsprogrammen. «Dies hatte zur Folge, dass insbesondere die risikobasierten Kontrollen zu kurz kamen.» Das teilen das Bundesamt für Landwirtschaft (BWL), der Kanton Bern und der Verein Kontrollkommission für umweltschonende und tierfreundliche Landwirtschaft gemeinsam mit.
Oder mit anderen Worten: «Im bisherigen System hatte sich ein Giesskannen-Prinzip etabliert», sagt Rahel Schelbert vom BLW. Gezielte Kontrollen aufgrund von Risikofaktoren – nebst den Grundkontrollen – habe es vorher auch schon gegeben, «allerdings in einem sehr kleinen Umfang».
Seit Anfang Jahr werden die Landwirtschaftskontrollen in der Schweiz nach einem neuen System durchgeführt. Betriebe mit Mängeln werden häufiger kontrolliert, jene ohne Mängel und Risiken weniger oft. Das geänderte Kontrollwesen wurde am Mittwoch in Zollikofen (BE) vorgestellt.
Zwei Arten von Kontrollen
Mit sogenannten Grundkontrollen wird jeder Direktzahlungsbetrieb in einem regelmässigen Abstand standardmässig kontrolliert, künftig mindestens zweimal innerhalb von acht Jahren, zu saisonal unterschiedlichen Zeitpunkten.
Bei den risikobasierten Kontrollen werden Betriebe gezielt aufgrund von Risikokriterien ausgewählt und kontrolliert. Das betrifft Betriebe, die schon einmal Mängel aufwiesen, die wesentliche Änderungen in der Betriebsstruktur vornehmen oder bei denen ein begründeter Verdacht besteht; sie werden häufiger kontrolliert. Und statt 10 Prozent sind neu 40 Prozent der Kontrollen unangemeldet.
Wir können Landwirtschaftsbetriebe, die negativ aufgefallen sind, nun öfter kontrollieren.
Das neue Kontrollsystem habe im Kanton Bern dazu geführt, dass mehr Ressourcen für die Kontrolle von besonderen Risiken eingesetzt werden können, sagt Markus Richner, Leiter Direktzahlungen im Amt für Landwirtschaft und Natur. «Wir sind in der Lage, Landwirtschaftsbetriebe, die negativ aufgefallen sind, öfter zu kontrollieren.»
So werde gewährleistet, dass nur Betriebe, welche die geltenden Anforderungen einhalten, im vollen Umfang von Direktzahlungen profitieren. Im Kanton Bern finden jährlich über 6000 Kontrollen auf Landwirtschaftsbetrieben statt.