Volken ist eine Idylle im Zürcher Weinland. Ein kleines Dorf mit vielen Riegelhäusern, umschlossen von Bäumen und saftigen Matten, 340 Einwohner, ein Volg, eine Postautoverbindung nach Henggart und Andelfingen.
Ein eigensinniges Volk in Volken
Viele Einwohnerinnen und Einwohner sind eher konservativ eingestellt, wählen SVP. In den Gemeinderat wollen die wenigsten, das war schon vor acht Jahren so. Fusionieren mit den Nachbarsgemeinden konnten die Volkemer nicht, weil nur das kleine Volken selbst und Flaach ja dazu sagten. Doch auch 2018 waren wieder zwei Wahlgänge nötig, um den Gemeinderat zu bestellen. Jetzt sind alle Gewählten Zugezogene.
Auch Ursula Ganz, die etwas anders tickt als die meisten Volkemer. Sie wählt links, bevorzugt Bio-Produkte und hat eine Naturheilpraxis. Erst vor fünf Jahren ist sie von Luzern nach Volken gezogen, um ihren Traum vom Landleben wahr werden zu lassen.
Am 10. Juni wurde sie in den Gemeinderat gewählt. Mit 26 Stimmen. Ohne, dass sie kandidiert hätte. «Es war klar, dass niemand will», sagt sie dazu. Sie hätten keine Zeit, sagten die Leute. Niemand hat Zeit. «Das sagen alle, auch auf dem Land.» Ursula Ganz will sich die Zeit jetzt nehmen. Sie hat die Wahl nach kurzer Bedenkzeit angenommen. Obwohl sie sich eigentlich noch nicht genügend integriert fühlt im Dorf.
Niemand hat Zeit. Das sagen alle.
Sie freue sich aufs Amt, sagt sie. Hat aber auch ein wenig Bedenken. Dass die Leute negativ reagieren, wenn sie einen unpopulären Entscheid fällt. «Das Risiko besteht», sagt sie. Sie wisse aber auch, dass sie es nicht allen recht machen könne. Und: Sie spüre auch Rückhalt im Dorf.