Sie sind bei den Churer Parteien heiss umworben, die neuen Churer Bürgerinnen und Bürger aus Maladers und Haldenstein. Nicht nur als Wählerinnen und Wähler, sondern auch als Kandidaten für den Gemeinderat, das Churer Stadtparlament.
Die SP , die grösste Churer Partei im Stadtparlament, setzt mindestens zwei Kandidaten aus den neuen Quartieren auf ihre Liste. Für SP-Chur-Präsident Andri Perl ist die lokale Vielfalt im Churer Politbetrieb unverzichtbar: «Jetzt ist eine Quartier- und Dorfstrategie innerhalb der Stadt gefordert. Eine breitere Vertretung in der Stadtpolitik kommt am Ende allen zugute.»
Auch die CVP hat viel investiert, um Kandidatinnen und Kandidata aus den neuen Quartieren zu finden. Mit Erfolg: Sie kann heute ebenfalls je eine Kandidatur aus Maladers und Haldenstein für den Gemeinderat präsentieren. Der CVP-Präsident Robert Spreiter findet, damit schlage die CVP zwei Fliegen auf einen Streich. Frische Gesichter aus den neuen Quartieren erhöhten die Präsenz der CVP im Parlament und seien bei Eignung willkommene Kandidierende für höhere Ämter, wie den Stadtrat oder gar das Stadtpräsidium.
Die BDP kann zur Zeit noch niemanden aus den neuen Quartieren auf den Schild heben. Auch die SVP tut sich schwer. Dies allerdings selbst gewählt. Gemäss SVP-Präsident Mario Cortesi müssten Kandidierende hohe Anforderungen erfüllen: «Das richtige Gedankengut ist entscheidend.»
Die Grünliberalen kommen mit einem Kandidaten aus Haldenstein. Die FDP setzt wahrscheinlich zwei Kandidaten aus Haldenstein auf ihre Liste. Aber die Herkunft der FDP-Gemeinderäte ist für Wahlkampfleiter Thomas Hobi nicht entscheidend. Viel wichtiger sei, dass das Churer Parlament in Zukunft noch bürgerlicher ist. Maladers und Haldenstein seien willkommen - aber den roten Teppich werde man den neuen Stadtbewohnern nicht ausrollen: «Wir müssen auch die Bedürfnisse der bestehenden Churer Quartiere im Auge behalten.»
Auch die Freie Liste springt auf das Kandidatenkarussell und schickt zwei Kandidaten aus Haldenstein ins Rennen um einen Gemeinderatssitz. Von der eher dörflichen Struktur der neuen Quartiere könne die Freie Liste profitieren, meint Präsident Andi Schnoz auf Anfrage, denn Parteithemen wie Umwelt- oder Klimaschutz seien den ländlicher geprägten Stadtbewohnern besonders wichtig.
Über dem Parteiengeplänkel steht derzeit Hans-Martin Meuli, der Präsident des Churer Gemeinderats. Er stammt aus Masans, einem ebenfalls peripheren Quartier. Für ihn ist deshalb klar: Maladerser und Haldensteiner müssten im nächsten Stadtparlament vertreten sein. «Es ist für das Funktionieren unseres politischen Systems entscheidend, dass die Vertreter von Maladers und Haldenstein persönlich in der Stadtpolitik mitreden können.»
Ob der Wunsch des Churer Gemeinderatspräsidenten in Erfüllung geht, entscheidet sich im Mai. Dann wählen Churerinnen und Churer – und zum ersten Mal auch Maladerser und Haldensteiner – ihr neues Stadtparlament.
Regionaljournal Graubünden, 17:30 Uhr; devv