Über zu wenig Interesse an der Dorfpolitik kann man sich in der Gemeinde Arni im Bezirk Bremgarten nicht beklagen: Elf Kandidatinnen und Kandidaten wollen in den fünfköpfigen Gemeinderat. Auffällig: Zehn dieser elf treten als Parteilose an. Wo diese Kandidaten politisch genau stehen, das bleibt also im Dunkeln.
Für Gemeinderatskandidat Werner Stutz kein Problem. Der 55-jährige ist in Arni aufgewachsen und sagt selbstbewusst: «Man kennt mich und weiss für was ich stehe». Für Gemeinderatswahlen brauche es die Parteien eigentlich nicht, es gehe sowieso um Persönlichkeiten und nicht um Parteien.
Auch Hans Ritschard kandidiert als parteiloser Kandidat für den Gemeinderat in Arni. Ritschard wohnt erst seit Januar in der Gemeinde und betont, er mache mit Flugblättern auf seine Positionen aufmerksam. Parteien würden zu starke Richtlinien vorgeben, deshalb kandidiere er als parteiloser.
Wie weiss man, was man wählt?
Diese Leitplanken aber helfen der Wählerschaft. Davon ist Marianne Binder, Parteipräsidentin der CVP Aargau, überzeugt. Eine Parteizugehörigkeit helfe bei der ersten Einschätzung der Kandidaturen, so Binder.
Parteilose sind nicht unparteiisch.
Auch Politologe Lukas Golder vom Forschungsinstitut GFS Bern ist den parteilosen Kandidatinnen und Kandidaten gegenüber kritisch eingestellt. Es bestehe die Gefahr, dass solche Politiker zum Beispiel aufgrund einzelner persönlicher Erfahrungen schnell ihre Meinung ändern, weil sie keine Diskussionen führten, um ihre «Positionen abzuschleifen».
So müssten Wählerinnen und Wähler «die Katze im Sack kaufen». Der Politologe bringt es pointiert auf den Punkt: «Bei den Ego-Parteien weiss man nicht, was man wählt», so Golder.
Es braucht sie schon noch, die Parteien
Ausserdem fehlten den Parteien die Mitglieder an der Basis, wenn immer mehr Politikerinnen und Politiker sich nicht mehr in Parteien engagierten. Es brauche aber Parteien, um die komplexen politischen Probleme auf allen Ebenen im Land zu diskutieren.
Einig sind sich Parteilose, Parteipräsidentin und Politologe in einem Punkt: Politiker bleiben dann auf Parteien angewiesen, wenn sie nicht mehr nur auf Gemeindeebene politisieren wollen, sondern zum Beispiel einen Sitz im Kantonsparlament anstreben. Dann ist ein Wahlkampf als Parteiloser zu aufwändig, zu teuer, zu aussichtslos.