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Gemeinschaft gesucht Ein «digitaler Dorfplatz» soll Schwung in die Gemeinde bringen

Die Idee: Gleich drei Gemeinden in Graubünden führen im Moment einen «digitalen Dorfplatz» ein. Dabei handelt es sich um ein Web-Plattform der Zürcher Firma Crossiety mit verschiedenen Angeboten wie einem schwarzen Brett, Gruppen für Vereine oder Informationen der Gemeinde.

Crossiety, der digitale Dorfplatz

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Crossiety ist ein Schweizer Unternehmen mit Sitz in Thalwil im Kanton Zürich. Die Firma bietet Gemeinden die Möglichkeit, sich innerhalb ihrer Gemeinschaft besser zu vernetzen. Mittels Social-Media-Möglichkeiten können sich die Menschen austauschen und gegenseitig helfen. So soll das lokale Zusammenleben attraktiver und nachhaltiger gestaltet werden. Laut Auskunft der Firma kostet das Angebot im Fall der Bündner Gemeinen pro Jahr 6000 bis 7000 Franken.

Die Hoffnungen: Die Haldensteiner Gemeindepräsidentin Gerda Wissmeier beobachtet, dass heute weniger Leute im Dorf unterwegs sind. Die Zahl der Gespräche - im Dorfladen, auf der Strasse - hätten abgenommen. Eine Rolle spiele wohl auch, dass sich viele Haldensteiner in Richtung Chur orientieren würden. Abhilfe schaffen soll das neue Angebot als digitaler Begegnungsort.

Der Nutzen eines sozialen Netzwerks steigt mit der weiteren Person, die dazu kommt.
Autor: Thomas Friemel Professor Universität Zürich

Ganz anders ist die Ausgangslage im Surses, eine der grossen Bündner Talgemeinden ohne Zentrum. «Für mich ist es wichtig, den Puls der einzelnen Dörfer besser zu spüren. Wichtig ist auch, dass sich Zweitwohnungsbesitzer äussern können», sagte Gemeindepräsident Leo Thomann.

Thomas Friemel

Professor Universität Zürich

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Thomas Friemel ist Professor für Mediennutzung und Medienwirkung an der Universität Zürich. Soziale Netzwerke sind eines seiner Forschungsgebiete.

SRF News: Kann ein solcher «digitaler Dorfplatz» funktionieren?

Thomas Friemel: Absolut, das kann funktionieren. Die geografische Nähe ist bei solchen Projekten ein entscheidender Faktor, damit die Leute in Kontakt kommen. Wer nahe zueinander wohnt, fühlt sich eher miteinander verbunden, auch wenn man sich nicht persönlich kennt. Es fällt dann leichter, Angebote zu nutzen. Solche technischen Plattformen sind nur das Mittel zum Zweck und können als Initialzündung ihren Zweck erfüllen.

Gibt es neben der geografischen Nähe weitere entscheidende Faktoren?

Vor allem die Sättigung spielt eine wichtige Rolle in einer Gemeinschaft, also die Grösse des Netzwerks. Wenn ich der Einzige bin, der ein Faxgerät nutzt, dann kann ich mit niemandem kommunizieren.

Dass sich Leute versuchen, über die geografische Nähe zu verbinden oder Unterstützung zu suchen, ist nichts Neues.
Autor: Thomas Friemel Professor Universität Zürich

Genau so ist es mit sozialen Netzwerken. Der Nutzen eines sozialen Netzwerks steigt mit der weiteren Person, die dazu kommt. Es ist ein Alles-oder-Nichts-Spiel.

Gibt es eine kritische Grösse?

Nicht die absolute Grösse ist zentral, sondern die Sättigung - also ob das fünf Prozent sind, zehn oder dreissig. Im Fall Haldenstein kommt auch die Frage hinzu, ob das für die Leute die richtige Referenzgruppe ist. Wenn jemand nur zum Schlafen dort ist und Berufsleben, Sozialleben, Freizeit an einem anderen Ort stattfindet, dann wird das Netzwerk im Ort sekundär.

Wie innovativ ist dieser «digitale Dorfplatz», damit Leute zueinander finden?

Es gibt vergleichbare Plattformen, zum Beispiel in Deutschland die Seite nebenan.de. Es gibt natürlich auch analoge Vorläufer. Was man auf diesen Plattformen findet, wie beispielsweise ein digitales Anschlagbrett, hat sein Pendant im realen Dorf. So hängen im Laden an einer Wand häufig Kleinanzeigen. Dass sich Leute versuchen, über die geografische Nähe zu verbinden oder Unterstützung zu suchen, ist nichts Neues.

Das Gespräch führte Stefanie Hablützel.

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