Widerstand gegen Seewasserwerk: Gegen das Gesuch für die Nutzung von Seewasser aus dem Hallwilersee sind beim Kanton zwei Einsprachen eingegangen, heisst es beim Kanton Aargau und der Gemeinde Meisterschwanden auf Anfrage von SRF. Eine Einwendung kommt von der Gemeinde Boniswil, eine Sammeleinwendung stammt vom Verband der Kraftwerkbetreiber im Aabach. Beide Einsprachen werden nun geprüft.
Das stört die Einsprecher: Boniswil hat nicht grundsätzlich ein Problem mit dem geplanten Seewasserwerk in Meisterschwanden. «Die Gemeinde Meisterschwanden geht neue Wege auf der Suche nach Trinkwasser, das finden wir positiv», sagt Gérald Strub, Gemeindeammann in Boniswil, gegenüber SRF. «Uns stört die Vergabepraxis der Konzession durch den Kanton», so Strub weiter.
Man möchte nicht, dass eine einzige Gemeinde über das Trinkwasser aus dem See verfügen könne, heisst es in Boniswil. «First come, first served – mit diesem Prinzip sind wir nicht einverstanden. So haben andere Gemeinden das Nachsehen, wenn sie künftig auch so ein Werk betreiben möchten», erklärt Strub.
First come, first served. Damit sind wir nicht einverstanden.
Die Kraftwerkbetreiber befürchten, dass wegen des Pumpwerks weniger Wasser aus dem See in den Aabach fliesst. Hier könne man beruhigen, heisst es in Meisterschwanden. Das Quellwasser werde dank des Seewasserprojekts nicht mehr genutzt und dem See zugeführt, der Aabach werde nicht leerer, sagt der Gemeindepräsident.
Überraschung in Meisterschwanden: «Damit haben wir nicht gerechnet, die Einsprache aus Boniswil überrascht uns», sagt Ueli Haller, Gemeindepräsident in Meisterschwanden. Man habe Gespräche mit den Seegemeinden geführt, eine Monopolstellung der Gemeinde Meisterschwanden sei nie ein Thema gewesen. Man sei auch nicht an einem Monopol interessiert, sagt Ueli Haller.
Wir sind nicht an einem Monopol interessiert.
Meisterschwanden hat zwar Quellwasser, das ist aber mit Nitrat belastet. Auch das Grundwasservorkommen reicht nicht aus, es brauche rasch eine Lösung, heisst es hier. Ein Konstrukt mit vielen Gemeindeverträgen analog dem Trinkwasserprojekt im Freiamt (2035) daure für Meisterschwanden zu lange, sagt der Gemeindepräsident. Deshalb habe man sich für die Lösung mit dem eigenen Seewasserwerk entschieden. «Wir wollen uns nicht auf Kosten der anderen Gemeinden bereichern», versichert Haller.
Andere Gemeinden machen's vor: Was am Hallwilersee geplant ist, wird am Sempachersee im Kanton Luzern oder am Bodensee seit vielen Jahren praktiziert. Bereits 1965 haben Pioniere am Sempachersee ein Seewasserwerk erbaut. Das Seewasserwerk steht in der Nähe der bekannten Vogelwarte Sempach. Insgesamt rund 20'000 Personen profitieren von dieser Art Trinkwasser in der Region.
So geht es nun weiter: Der Kanton prüft nun die Einwendungen. Die Gemeinde Meisterschwanden kann nun Stellung nehmen zu den «Vorwürfen». Grundsätzlich seien auch andere Seewasserwerke im Hallwilersee möglich, heisst es beim Kanton auf Anfrage. Der Kanton müsse aber per Gesetz eine Übernutzung des Sees verhindern, heisst es beim Umweltdepartement auf Anfrage.
Nun laufen also die Einspracheverhandlungen. Wie lange diese dauern, ist noch nicht klar. Meisterschwanden braucht für den Bau des Seewasserwerks nicht nur eine Konzession für die Wasserentnahme, sondern auch eine Baubewilligung für das Pumpwerk. Diese ist ebenfalls noch hängig und liegt beim Aargauer Baudepartement.