Die Liegenschaft an der Basler Rheingasse, wo Sozialhilfebezügern für ein paar Quadratmeter 950 Franken im Monat verlangt wird, ist kein Einzelfall. Ähnliche Fälle gibt es auch an der Gasstrasse, dem Steinengraben, der Efringerstrasse, der Feldbergstrasse und am Riehenring. Ein Vermieter kassiert zum Beispiel in zwei Liegenschaften bis zu 950 Franken für 42 Zimmer. Das ergibt im Jahr gegen eine halbe Million Franken.
Jan Camus ist Mieter in einer solchen Liegenschaft. Auch er findet die Miete von 950 Franken überrissen, früher habe man so etwas für 300 Franken bekommen. Camus, der als Hauswart in der Liegenschaft amtet, zeigt aber auch ein gewisses Verständnis für den Vermieter: «Das ist keine einfache Kundschaft», sagt er, da würden immer wieder auch Dinge abtransportiert, «einer hat den Fernseher verkauft, ja eine ganze Satellitenanlage.»
Der Kanton subventioniert indirekt solche Häuser massiv und belohnt Vermieter für miserable Zustände.
Für Gassenarbeiter Michel Steiner vom Verein «Schwarzer Peter» ist klar, dass die Leute nur bleiben, weil sie auf dem Wohnungsmarkt kaum eine Chance haben. «Die finden nichts», sagt auch Mieter Jan Camus. Bezahlt wird die Rechnung letztlich von der Sozialhilfe. Der Kanton subventioniere dadurch indirekt solche Häuser massiv, kritisiert Gassenarbeiter Michel Steiner. «Da werden private Investoren belohnt für miserable Zustände.»
Die Sozialhilfe will den Leuten nicht vorschreiben, wie sie leben sollen.
Der Kanton sei sich der Problematik dieser «Gammelhäuser» durchaus bewusst, sagt Basels Sozialdirektor Christoph Brutschin. Er wolle auch nicht ausschliessen, dass hier die Notlage von Menschen ausgenutzt wird. Trotzdem fände er es falsch, wenn die Sozialhilfe eingreifen würde: «Die Sozialhilfe will nicht vorschreiben, wie die Leute leben sollen. Die Leute sollen ja gerade wieder selbständig werden.» Deshalb stehe es nicht zur Diskussion, dass der Kanton selber Mieter solcher Unterkünfte werde.
In den meisten der rund 10'000 Sozialfälle in Basel-Stadt funktioniere dieses System gut, so Brutschin weiter. Man könne deshalb nicht wegen einzelnen, wenn auch bedauerlichen Fällen, die ganze Sozialhilfe umkrempeln.