Bis zu 15‘000 Besucherinnen und Besucher erwarten die Veranstalter des «Kampfs der Königinnen». Publikumslieblinge sind jene massigen, schwarzen Kühe, die praktisch nur im Wallis gezüchtet werden: Die Eringer verkörpern Kraft, Dynamik und Eigensinn, also Eigenschaften, die sich touristisch gut vermarkten lassen.
«Diese Tiere sind wichtig für das kollektive Bild, welches wir vom Wallis haben. Was wir hier sehen, ist kantonales Kulturgut», erklärt Ethnologe Thomas Antonietti, der als Kurator am Museum Wallis in Sion/Sitten tätig ist.
Überlebt habe die Rasse nur dank des Schaukampfs. Die Eringer liefern im Durchschnitt deutlich weniger Fleisch und Milch als die Konkurrenz. Die offizielle Landwirtschaftspolitik von Bund und Kantonen verlangte aber schon im 19. Jahrhundert nach leistungsfähigen Milchkühen. «Deshalb wären die Eringer beinahe ausgemerzt worden», so Antonietti.
Als auch im Wallis die Landwirtschaft immer mehr an Bedeutung verlor, wurden Folklore und Tradition in der Freizeit- und Dienstleistungsgesellschaft umso wichtiger. Als muskulöse Kraftpakete kamen da die Eringer wie gerufen.
«Man sagt ihnen einen intelligenten Blick nach»
Seit anfangs der 1920er-Jahre finden der Kampf um die Ehre der «Königin» nicht nur auf der Alp, sondern auch im Rhonetal statt. Teilnehmen dürfen nur trächtige Kühe oder solche, die ein Jahr zuvor ein Kalb geboren haben.
So wolle man verhindern, dass reine Athletinnen, eigentliche «Kampfmaschinen», auftreten, erklärt Gaby Hirsbrunner, die als Tierärztin am Berner Tierspital arbeitet. Das Ausmarchen einer Hierarchie sei Herdentieren angeboren. «Nur tun dies die Eringer temperamentvoller als andere Kühe.»
Fasziniert von den Walliser «Powerkühen» ist auch Isabelle Castro. Die Biologin aus Martigny hat dazu eine Dissertation verfasst. «Man sagt ihnen einen intelligenten Blick nach.
Vielleicht kommt dies davon, dass diese Tiere viel mit Menschen Kontakt haben. Man hat den Eindruck, sie verstehen alles, was man mit ihnen macht.»
Eringer seien clever genug, ihre Chancen schnell einschätzen zu können. Deshalb sei ein Kampf rasch entschieden, sobald eine Kuh merke, dass sie unterlegen sei. Deshalb verletzten sich Eringer auch nie ernsthaft.