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Geschlossene Schulen Abgehängt beim Homeschooling

Wenn die Schule nicht mehr stattfindet, trifft dies sozial benachteiligte Kinder am härtesten. Ein Augenschein im Kleinbasel.

Die Primarschule Kleinhüningen liegt nur gerade einen Kilometer von der Grenze zu Deutschland und Frankreich. International sind auch die Familien der Kinder, die hier in die Schule gehen. Normalerweise.

Seit die Schulen jedoch geschlossen sind wegen dem Corona-Virus leiden diese Kinder besonders. Viele hätten Eltern, die kaum Deutsch sprechen, sagt Aline Gschwend. Sie unterrichtet eine zweite und eine dritte Primarschulklasse. «Für diese Kinder ist die Schule eine Einbettung in das soziale Gefüge, in die Gesellschaft, in die Kultur», sagt sie. Die Schule sei für ihre Schülerinnen und Schüler darum von besonders grosser Bedeutung.

Diesen Kindern fehlt jetzt die Chance aufzuholen.
Autor: Aline Gschwend Primarlehrerin, Kleinbasel

Viele ihrer Kinder seien im Vergleich zu Gleichaltrigen motorisch und sprachlich bis zu zwei Jahre im Rückstand. In normalen Zeiten könne die Schule sehr viel tun, um ihnen zu helfen und ihre Situation zu verbessern. «Diesen Kindern fehlt jetzt die Chance aufzuholen», sagt die Lehrerin. Sie befürchte deshalb, dass der Abstand dieser Kinder jetzt ohne Unterricht vor Ort noch grösser werde. «Kinder, die sich zum Beispiel nur schwer konzentrieren können, haben jetzt mit dem Homeschooling noch mehr Mühe, dranzubleiben.»

Sie beobachtet in diesen Wochen auch, dass viele Kinder das Haus überhaupt nicht mehr verlassen. Viele Eltern würden denken, draussen sei es zu gefährlich. Dabei brauchten Kinder Bewegung und frische Luft. Stattdessen würden viele stundenlang vor dem Fernseher sitzen oder die Zeit mit Computerspielen vertreiben.

Die Hürden für das Homeschooling sind grosse. Manchmal fehle es zuhause an den elementarsten Dingen wie Farbstiften oder Klebstreifen. Seit die Schulen geschlossen sind, versuchen die Lehrerinnen und Lehrer auch auf digitalem Weg zu unterrichten und den Kindern zum Beispiel auf Lernplattformen Unterrichtsmaterialien zur Verfügung zu stellen. Doch bei einem Teil der Kinder scheitere das an den Verhältnissen zuhause. Einige Familien verfügten über keinen Computer zuhause, mit dem das Kind am Fernunterricht teilnehmen könnte. Und auch sonst ist Chancengleichheit im Homeschooling kaum zu erreichen. Viele Eltern könnten ganz einfach zu wenig gut Deutsch, um ihren Kindern beim Fernunterricht zu helfen. Und auf dieser Schulstufe gehe Homeschooling kaum ohne die Hilfe der Eltern. Aline Gschwend zieht darum nach drei Wochen Fernunterricht ein ernüchterndes Fazit und sagt: Für die Klassen als Ganzes funktioniere in der Primarschule Kleinhüningen Homeschooling nicht. Sie hofft darum für die Kinder, dass die Schulen möglichst bald wieder öffnen können.

Der Basler Erziehungsdirektor Conradin Cramer sagt, es überrasche ihn nicht, dass in Familien aus sozial schwierigen Verhältnissen Homeschooling nur schlecht funktioniere. Einer der wichtigen Gründe für eine Präsenzschule sei ja gerade, dass man so Schülerinnen und Schüler integrieren können: «Alle Kinder kommen in dieselbe Schule, sind im selben Umfeld, werden gleich behandelt. Das ist alles nicht möglich, wenn die Kinder zu Hause sind.» Schliesslich hätten sie dort mehr oder weniger Unterstützung, Ruhe und Raum, um konzentriert arbeiten zu können. «Da zeigen sich die grossen Unterschiede, und das ist eines der ganz grossen Probleme bei diesem Fernunterricht.»

Neben all den Schwierigkeiten erlebt Aline Gschwend aber auch Schönes in dieser Zeit. Sie erfahre von den Eltern ihrer Schülerinnen und Schüler teilweise grosse Dankbarkeit für ihre Bemühungen. Und die Kinder würden den Lehrerinnen am Telefon viel erzählen, schickten ihnen Videogrüsse via Whatsapp und würden ihnen sagen, wie sehr sie die Schule vermissten. So entstehe durch die momentane Distanz auch eine neue Nähe, freut sich Aline Gschwend.

Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr

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