Zum Inhalt springen

Geteiltes Laufenburg «Dieser Anblick tut weh»

«Wir kennen hier heutzutage die Grenze eigentlich gar nicht», sagt Herbert Weiss. Der Stadtammann von Laufenburg muss allerdings seit einem Monat mitansehen, wie die zuvor so gut wie unsichtbare Grenze sehr sichtbar wurde, mit grossen Eisengittern.

Mann vor Grenzzaun
Legende: SRF

Das Schweizer und das Deutsche Laufenburg arbeiten eng zusammen. Man versteht sich als «Zwei Länder, eine Stadt». Die Fasnacht wird beispielsweise gemeinsam organisiert, der grosse Herbstmarkt ist grenzübergreifend und im Sommer gibt es viele kulturelle Anlässe – organisiert von Deutschen und Schweizern gemeinsam. Der Blick von der Schweizer auf die Deutsche Seite zeigt: Die beiden Städte sind sich nah.

Brücke
Legende: SRF

An der Stelle von Laufenburg gibt es seit Langem eine Siedlung, 1208 wird erstmals eine Brücke über den hier engen Rhein gebaut. Bis 1801 ist Laufenburg eine Stadt im Habsburgerreich, die sich rechts und links vom Rhein erstreckt. 1801 teilt Napoleon die Stadt dann und legt den Rhein als Grenze fest. Von nun an gehört das links-rheinische Laufenburg zur Schweiz, das rechts-rheinische Laufenburg zum Grossherzogtum Baden.

Stadttor
Legende: SRF

Trotz der Teilung pflegen die Laufenburger enge Kontakte. Kontakte, die nun durch Eisengitter aufgrund des Coronavirus verunmöglicht wurden. Zunächst sei nur ein einzelner Zaun in der Mitte der Brücke installiert worden, sagt Herbert Weiss. Weil sich aber immer Leute dort getroffen hätten, hat man die Gitter später an die beiden Brückenköpfe gestellt. Ein Grenzübertritt oder eine Kontaktaufnahme mit der anderen Seite ist hier definitiv nicht mehr möglich.

Abgesperrter Grenzübergang
Legende: SRF

Allerdings habe die Schliessung der Grenze auch ungeahnte Tücken, weiss der Stadtammann. Die Gitter werden durch Kabelbinder zusammengehalten. Auf deutscher Seite wollte man Drähte zur Verbindung installieren. Da aber die Feuerwehr aus der Schweiz auch nach Deutschland löschen geht und umgekehrt, mussten die Feuerwehrleute intervenieren. So blieb es bei Kabelbindern, die im Notfall mit Zangen durchgeschnitten werden können.

Schild: Grenzübergang gesperrt
Legende: SRF

Die Laufenburgerinnen und Laufenburger haben sich an die Gitter gewöhnt. Auf einmal ist die Grenze aber wieder ins Bewusstsein zurückgekehrt. «Im Normalfall haben wir keine Grenze, man überquert die Brücke ganz einfach, geht zu Nachbarn, Freunden, Kollegen. In der jetzigen Situation sieht man aber, dass es eine Grenze gibt», resümiert Herbert Weiss und hofft, dass die Ausnahmesituation schon bald vorübergeht.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 15.04.2020, 17:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel