Der Fall in Rüschegg hat schweizweit Schlagzeilen gemacht. Nach vier roten Karten gegen sein Team dreht ein Fussball-Fan durch und prügelt den Schiedsrichter spitalreif. Ein Ausnahmefall, aber keine Seltenheit. Vor allem verbale Angriffe müssen sich Schiedsrichter gefallen lassen. Eine Statistik gibts jedoch nicht.
Wir wollen das Thema nicht totschweigen.
Beim Schweizerischen Fussballverband kennt man das Problem. Und Schiedsrichter müssen viel einstecken. Das weiss der Fussballverband – in der Ausbildung ist Gewalt aber kein Thema. Patrick Graf ist beim Verband zuständig für das Schiedsrichterwesen. Auch er will nichts schön reden. Dennoch hält der Fussballverband den Ball flach. In der Ausbildung wird Gewalt nicht explizit thematisiert.
5000 Schiedsrichter sind jedes Wochenende irgendwo in der Schweiz am Pfeifen. Zu viele habe es nicht. Und: Jeder Fussballclub ist verpflichtet, Leute zu stellen. Tut er das nicht, kostets.
Ich wurde auch schon beleidigt.
Gian Feller ist 18 und pfeift seit zwei Jahren. Man habe ihn auch schon als Arschloch betitelt, sagt er. Respektloses Verhalten sei auf dem Platz häufig. Spieler kann er vom Platz stellen, gegen Beleidigungen aus dem Publikum ist er hingegen machtlos.
Manchmal höre er einfach weg, auch wenn er eine solche Beleidigung mit einer Karte sanktionieren müsste. Er sieht den Schiedsrichter-Job als Lebensschule. «Ich lerne, schnell zu entscheiden und Leute zu führen.» Und so schnell wird er die Schiedsrichterpfeife auch nicht in die Ecke werfen. Sein Traum: Irgendwann in einem grossen Stadion einen Profi-Match zu pfeifen.