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Gewerkschaftliches Urgestein «Der Kampf ist härter geworden»

Über 30 Jahre lang war Giorgio Pardini im Vorstand des Luzerner Gewerkschaftsbundes. Davon ein Jahrzehnt als Präsident. Nun gibt Giorgio Pardini dieses Amt ab.

SRF News: Giorgio Pardini, nach der Lehre als Maschinenmechaniker wurden Sie 1982 Jugend-Sekretär einer Gewerkschaft. War die Arbeit als Gewerkschafter damals einfacher oder schwieriger als heute?

Giorgio Pardini: Sie war insofern einfacher, als Sozialpartnerschaft früher mehr gelebt wurde, sie stand im Zentrum des Handels der Industrie. Die Schweiz war damals noch stark industriell geprägt und hatte noch keinen so starken Dienstleistungssektor.

Zur Person

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  • geboren am 3. Mai 1958 in Bern
  • ursprüngliche Ausbildung als Maschinenmechaniker
  • seit 1982 Gewerkschafter
  • davon über 30 Jahre im Vorstand des Luzerner Gewerkschaftsbundes (davon über 10 Jahre Präsident)
  • seit 2001 Kantonsrat für die Luzerner SP

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Andererseits gab es aber auch damals schwierige Zeiten: In den 1980er Jahren kam die Stahlkrise. Betriebe wurden geschlossen, die Automatisierung schritt voran.

Im Grossen und Ganzen war es früher aber einfacher. Der Dialog war stärker vorhanden. Heute ist der Kampf härter geworden: Es geht weniger um die Sache und mehr um die Ideologie. Das ist nicht zielführend und das finde ich schade.

Wie haben sich die Themen der Gewerkschaften in den letzten Jahrzehnten verändert?

Heute verändern sich Berufe viel schneller und es gibt ganz andere Berufsbilder. Durch die fortschreitende Digitalisierung tritt die menschliche Arbeit in den Hintergrund. Künftig wird es darum gehen, dass wir den kommenden Generationen genügend Arbeitsplätze garantieren können.

Dazu müssen Unternehmen und Gewerkschaften zusammen im Interesse des Wirtschaftsstandortes Schweiz verhandeln. Ein weiteres wichtiges Thema ist auch die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt.

Mein Eindruck ist, dass Nachkommen von italienischen Arbeitern die Gewerkschaften in der Region lange Zeit geprägt haben. Diese «Generation von Italienern» scheint langsam zu verschwinden – mitunter durch Ihren Rücktritt. Nehmen Sie das auch so wahr?

Ich komme aus einer ganz anderen Generation, meine Eltern haben einen Krieg miterlebt, der sie politisiert hat. Das hat die Kindheit und Erziehung von Italienerinnen und Italienern in der Schweiz geprägt. Deshalb ist es auch naheliegend, dass Jugendliche von italienischen Eltern anfingen in sozialen Organisationen zu arbeiten, insbesondere auch bei den Gewerkschaften.

Heute gibt es wieder eine junge und stark durchmischte Gruppe von Schweizern und Secondos oder Terzos, die sich engagiert. Der Druck und die Armut nehmen wieder zu, die Arbeitsplätze nehmen ab. Deshalb ist es auch wichtig, dass wir jetzt einen Generationenwechsel im Luzerner Gewerkschaftsbund einleiten.

Das Gespräch führte Silvan Fischer.

Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr.

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