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Gianni Bomio Job-Vermittler rechnet nicht mit «Schreckensszenario» in Zug

Gianni Bomio ist Präsident des Vereins für Arbeitsmarktmassnahmen. Trotz der Wirtschaftsflaute bleibt er optimistisch.

Der Verein für Arbeitsmarktmassnahmen des Kantons Zug führt auch das regionale Arbeitsvermittlungszentrum RAV. Als Präsident des Vereins treffe er sich normalerweise alle zwei Wochen mit der Geschäftsleitung, sagt Gianni Bomio. Ganz anders seit dem 16. März: «Seit dem Lockdown konferieren wir werktags täglich eine bis drei Stunden. Momentan leiste ich also als Präsident ein Halbtagespensum.»

Gianni Bomio

Präsident des Vereins für Arbeitsmarktmassnahmen des Kantons Zug

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Bomio ist ehemaliger Generalsekretär der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zug. Er beschäftigt sich seit 35 Jahren mit Arbeitsmarktfragen.

Mehraufwand fällt auch seit Wochen im RAV an. Dass dieses von ihrem Verein geführt werde, sei ein Vorteil: «Weil wir so relativ unabhängig sind von staatlichen Strukturen.» Zwar habe der Verein eine Leistungsvereinbarung mit dem Kanton, es bleibe aber dennoch genügend Spielraum innerhalb der Leitlinien. So könne das RAV beispielsweise bei der Anstellung eigener, neuer Mitarbeitenden viel schneller reagieren.

Zug ist ein internationaler Wirtschaftsplatz und spürt darum weltweite Entwicklungen schneller und härter.

Der Kanton Zug verzeichnet mit 2.7 Prozent aktuell die höchste Arbeitslosenquote unter den Zentralschweizer Kantonen. Auf die Frage, warum Zug diesen Spitzenplatz einnimmt, sagt Gianni Bomio: «Zug ist ein internationaler Wirtschaftsplatz und spürt darum weltweite Entwicklungen schneller und härter.»

Im Moment seien die Betriebe dank der Kurzarbeit noch gut abgesichert. «Spannend wird es darum zu sehen, was passiert, wenn die Kurzarbeit ausläuft.»

Im Kanton Zug gibt es 14 bis 16 sogenannte Cluster von Unternehmen, die jeweils im ähnlichen Sektor tätig sind. Das bringt Stabilität.

Der Verein stelle sich auf verschiedene Szenarien ein: Ein optimistisches Szenario rechnet damit, dass zwei Prozent jener, die aktuell Kurzarbeitsentschädigung beziehen, arbeitslos werden. Beim mittleren Szenario läge diese Zahl bei fünf, beim «Schreckensszenario» bei zehn Prozent. Letzteres würde bedeuten, dass ein zweites RAV eröffnet werden müsste, um die Zahl der Vermittlungssuchenden bewältigen zu können.

Gianni Bomio blickt aber zuversichtlich in die Zukunft. Im Kanton gebe es 14 bis 16 sogenannte Cluster, also Gruppierungen von Unternehmen, die in einem ähnlichen Sektor tätig sind. Das bringe Stabilität. Anders als in anderen Kantonen, wo die Wirtschaft sich auf weniger Bereiche spezialisiert habe.

Und Bomio fügt hinzu: «Ich habe seit meinem Start 1985 ungefähr ein halbes Dutzend Wirtschaftskrisen miterlebt. Alle, bis auf eine, wirkten sich am Ende weniger schlimm auf den Arbeitsmarkt aus als am Anfang angenommen.»

Regionaljournal Zentralschweiz, 14.06.2020, 17:30 Uhr ; 

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