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Vrenelisgärtli
Legende: Vrenelisgärtli Keystone

Glarus und Region Das Gärtchen der Jungfrau Vreneli

Der Glärnisch liegt am Nordrand der Glarner Alpen. Im Sommer zeigt sich das Kalkmassiv schneefrei, nur das Firnfeld unterhalb des meistbestiegenen Gipfels glänzt weiss in der Sonne. Um das Vrenelisgärtli ranken sich daher verschiedene Sagen.

Aus der Mundart überliefert ist die Geschichte der übermütigen Jungfrau Vreneli, die zuoberst auf dem mittleren Glärnisch einen Garten anlegen wollte. Allen Warnungen zum Trotz, man dürfe Gott nicht herausfordern, machte sie sich auf den Weg zum Gipfel. Damit sie nicht nass wurde vom Schnee, setzte sie sich einen Kupferkessel auf den Kopf. Der Aufstieg war ein mühseliger. Der Schnee lag bereits hoch und es blies ein rauer Wind. Erschöpft erreichte Vreneli den Gipfel. Dort befreite sie mit blossen Händen ein kleines Stück Wiese vom Schnee, um ihre Blumen pflanzen zu können.

Gefangen unter dem Schnee

Doch Vreneli sollte sich nicht lange ab seinem Gärtchen freuen. In grossen Flocken begann es erneut zu schneien, die Blumen waren bald nicht mehr zu sehen. Der Kessel auf Vrenelis Kopf wurde immer schwerer, vergeblich versuchte sie sich davon zu befreien. Der nasse, schwere Schnee drückte das Mädchen zu Boden und es wurde gänzlich eingeschneit.

Von weitem sieht man heute noch ein kleines viereckiges Schneefeld auf dem mittleren Glärnisch. Die Leute nennen es Vrenelis Gärtli, weil die übermütige Jungfrau darunter begraben liegen soll. Erstmals in seiner jüngeren Geschichte war das Vrenelisgärtli im Sommer 2003 vollständig schneefrei. Doch weder die Überreste von Vreneli noch der Kupferkessel kamen dabei zum Vorschein. Die Geschichte der übermütigen Gärtnerin wird wohl für immer eine Sage bleiben.

Vrinelis Gärtchen

Eine weitere Version erzählt von dem wunderschönen keuschen Mädchen Vrineli, dessen Vater als mächtiger Berggeist die Alpen beherrschte. Das Mädchen besass auf dem Gipfel des Glärnisch ein Gärtchen, in dem Alpenblumen und Bäume farbenprächtig blühten. Damit kein Frevler einen Blick auf das Mädchen erhaschen konnte, hatte der Vater einen Kranz aus steilen und unzugänglichen Felsen um das Gärtchen errichtet.

Jedoch erfuhr ein kühner Junge aus den Erzählungen einiger Gemsjäger von dem Mädchen und machte sich auf, den Gipfel zu erklimmen. Es war Liebe auf den ersten Blick und Vrineli versteckte den Jungen vor ihrem Vater. Dieser aber witterte Unheil und ertappte das Paar schliesslich in zärtlicher Umarmung. Aus Hass gegen das Menschengeschlecht schleuderte er den Jungen über die hohe Wand hinab und verwandelte seine weinende Tochter in einen grauen Felsklotz. Das Gärtchen selbst übergoss er mit Schnee und Eis.

Und nur – so erzählt die Sage – wer in Liebe dreimal den richtigen Stein küsst, kann das schlafende Vrineli wieder zum Leben erwecken. Es sind allerdings Tausende von Steinen, die die auf dem Gärtchen liegen, bedeckt vom ewigen Schnee. Der Kranz aus Felsen, der das Gärtchen umgibt, steht noch heute. Jeder, der auf den Glärnisch klettert, kann ihn mit eigenen Augen sehen.

Verbannt auf den Glärnisch

Eine weniger bekannte Sage handelt von einem fahrenden Schüler, der einst den Türlersee am Fusse des Albis abgraben wollte. Er war mit seiner Arbeit schon weit vorangekommen, als ein nach Maria-Einsiedeln wandernder Pilger vorbeikam. Dieser sah in ihm einen gefährlichen Neuerer. Daraufhin wurde der fahrende Schüler mit der Weisung, er möge sich dort einen Garten anlegen, auf die eisbedeckte Höhe des Glärnisch gebannt.

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