Die Diskussion, ob man weiter Frauen am Banntag in Liestal oder Sissach ausschliessen darf, gibt es schon lange. In Liestal sagen viele. Man sei überdrüssig. Die Bürgergemeinde wollte sich dazu schon gar nicht mehr äussern.
Nein, neu ist diese Diskussion wirklich nicht, aber es gibt ein neues Element. Eingebracht vom Basler Uni-Professor Markus Schefer. Er sagt, Frauen von einem solchen Anlass auszuschliessen, das verstosse gegen die Bundesverfassung. Denn der Staat, auch die Bürgergemeinde, dürfe niemanden diskriminieren. Auch nicht Frauen.
Ein schlaues Argument, ein bauernschlaues
Die Reaktionen auf sozialen Medien kamen prompt: Man dürfe doch den Männern nicht auch noch diesen Tag wegnehmen. Frauen wollten ja sowieso nicht mitmachen am Banntag. Ausserdem organisiere gar nicht die Bürgergemeinde den Anlass. Dieser organisiere sich selber, sei also quasi privat, erklärte gestern der Rotten-Chef Domenic Schneider.
Ein schlaues Argument, bauernschlau, denn an einem privaten Anlass dürfen Männer unter sich bleiben.
Aber ist der Banntag wirklich ein solch privater Anlass wie ein Geburtstagsfest? Der Banntag, über den die Bürgergemeinde im amtlichen Publikationsorgan der Stadt Liestal im Detail über den Ablauf des Tages informiert. Zum Beispiel darüber, wann und wo man seine Banntags-Waffe kontrollieren lassen muss. Im Rathaus, selbstverständlich. Wäre das bei einem privaten Anlass möglich?
Man könnte die Kritik auch ernst nehmen
Wenn die Banntägler versuchen mit diesem Argument die Kritik im Keim zu ersticken, machen sie sich angreifbar. Denn früher oder später könnten sie darüber stolpern. Damit dies nicht passiert, könnten sie die Kritik des Staatsrechts-Professors auch einfach ernst nehmen. Das würde heissen: Entweder wird der Banntag konsequent zu einem privaten Anlass. Dann müsste man aber auch auf alles Offizielle verzichten oder aber die Banntägler springen halt doch über ihren Schatten, bieten den Brauen an, dass sie mitmachen dürfen. In einer eigenen Gruppe, also Rotte, fast für sich zum Beispiel.
Ob Frauen das überhaupt wollen, spielt dabei keine Rolle. Es geht um ein Symbol. Zugegeben, ein solches Symbol ist nicht entscheidend, aber es ist auch nicht ganz unwichtig in einem Land, das sich Gleichberechtigung auf die Fahne schreibt.
Dabei will niemand den Liestaler oder Sissacher Männern den Banntag wegnehmen. Traditionen sollen gelebt werden. Das schweisst zusammen. Aber am stärksten ist eine Tradition immer dann, wenn sie nicht nur sorgfältig das Erbe bewahrt, sondern auch mit der Zeit geht.