Graubünden - Bündner Landjäger: Zwischen Stuhl und Bank
Das Landjägerkorps war die erste kantonale Polizei in Graubünden. Es wurde 1804 gegründet. Zu Beginn waren gerade einmal acht Landjäger für den ganzen Kanton zuständig. Den harten Arbeitsalltag und ihre Lebenswelt hat der Bündner Historiker Martín Camenisch erforscht.
Die erste Bündner Kantonspolizei unterschied sich in vielfacher Hinsicht von der heutigen modernen Polizei. Am Anfang, 1804, waren es nur acht Landjäger, sagt Martín Camenisch: «Sie mussten den Kanton vom – wie man damals gesagt hat – fremden Gesindel befreien». Eine anspruchsvolle Aufgabe, in Anbetracht der Grösse des Kantons.
So hätten die Landjäger alle zwei Jahre ihren Posten wechseln müssen, erzählt der Historiker. Wohin mit der Familie, zügeln oder nicht und wie körperlich die langen Patrouillen bewältigen - darüber äussern sich die Landjäger selber in ihren Rapporten an den Verhörrichter.
Martín Camenisch
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Der 33-jährige Historiker hat Geschichte, Geografie und rätromanische Sprach- und Literaturwissenschaft studiert. Das fast 700 Seiten dicke Buch zu den Bündner Landjägern ist seine Dissertation in Geschichte an der Universtität Zürich. Seit drei Jahren unterrichtet er an der pädagogischen Hochschule Graubünden.
Vom Umgang mit den Fremden
Dieser war damals der Polizeichef mit Sitz in Chur im Sennhof. Für sein fast 700 Seiten dickes Buch hat Martín Camenisch über 3000 Rapporte durchforstet. Das Buch «'Hoch Geachter Her Verhörrichter'... Polizeialltag im Bündner Landjägerkorps 1818-1848» untersucht die Lebenswelt und Alltagssorgen der Bündner Landjäger.
Eines der Probleme sei die fehlende Macht gewesen. Weil die Landjäger nicht für die Straftaten der lokalen Bevölkerung zuständig gewesen seien, hätten sie sich manchmal zwischen Stuhl und Bank wiedergefunden.
Das Buch wirft auch einen Blick auf den Umgang mit den Fremden. Nicht alle wollten nämlich diese ausschaffen. Hausierer hätten zum Beispiel den Menschen in den abgelegenen Tälern den Zugang zu Gütern ermöglicht. Das Fazit des Historikers: Ein Traumjob sei Landjäger wohl nicht gewesen, dafür habe er ein fixes Einkommen ermöglicht – was damals selten gewesen sei.
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