Vor ungefähr dreissig Jahren wurde auf einer Alp im Calancatal eine geheimnisvolle Puppe entdeckt. Sie ist 40 Zentimeter hoch, trägt echtes Menschenhaar und hat einen skurrilen, weit aufgerissenen Mund. Vor allem aber hat die Puppe eindeutig ausgearbeitete Geschlechtsmerkmale - grosse Brüste und einen nackten Unterkörper.
Als das Rätische Museum in Chur vor rund 20 Jahren in den Besitz der Puppe gelangte, ging man deshalb davon aus, die Puppe habe den Sennen im Calancatal als Frauenersatz gedient. «Ehrlich gesagt wissen wir nicht, ob das tatsächlich stimmt», sagt Museumsdirektorin Andrea Kauer. Mit Sicherheit handle es sich aber nicht um ein Spielzeug.
Gastspiel des Kunstmuseums
Der Direktor des Bündner Kunstmuseums, Stephan Kunz, ist von der Puppe fasziniert. Weil das Kunstmuseum derzeit umgebaut wird und deshalb geschlossen ist, lancierte er die neue Sonderausstellung im Rätischen Museum. Die Ausstellung zum Sennentuntschi wurde mit Werken aus der Sammlung des Kunstmuseums angereichert.
Es handelt sich um Bilder und Fotografien der beiden Künstlerinnen Klodin Erb und Eliane Rutishauser. In der Serie «Baby» haben sie beklemmende Werke geschaffen, die eine Puppe im Umfeld einer Alp zeigen.