Otto Huber vom Betreibungsamt Inn klebt eine weitere Mitteilung an die Glastür des «Scuol Palace». Zum siebten Mal gibt er bekannt, dass die Zwangsversteigerung des Hotels verschoben wird. Dieses Mal auf den 16. August. Von einem ähnlichen Fall habe er weder gehört, noch gelesen und ständig treffe er auf Berufskollegen, die ihn wegen seines Hotels aufziehen.
Um Aufschub der Versteigerung hatte dieses Mal die Einfache Gesellschaft Clemgia Tarasp gebeten, die Vorbesitzerin und grösste Gläubigerin des jetzigen Eigentümers. 2006 hatte die Gesellschaft das traditionsreiche Haus an einen jüdischen Hotelier verkauft. Abraham Friedman wollte hier in Scuol seinen Traum von einem 120-Zimmer-grossen koscheren Hotel verwirklichen.
Doch der Hotelkauf hatte Abraham Friedman stark belastet. Vier Millionen hatte er abzustottern. Als dazu auch die Wirtschaftskrise kam, war es um den Neustart des Scuol Palace geschehen. Zu den Vorbesitzern kamen weitere Gläubiger, die alle Geld sehen wollten. Abraham Friedman gelang es jeweils kurz vor der angesagten Zwangsversteigerung, die nötigen Mittel zu beschaffen und sich und sein «Scuol Palace» über einen weiteren Termin weg zu retten.
Gleichzeitig war auch sein Anwalt Guido Lazzarini aktiv. Im Frühling kam ein Kontakt zustande, den Abraham Friedman schon lange hegte: ein 45jähriger usbekischer Geschäftsmann zeigte Interesse. Ein Kaufvertrag, so Guido Lazzarini, sei bereits unterzeichnet. «Wir rechnen im Laufe des Julis mit dem nötigen Geld», sagt der Engadiner Rechtsanwalt gegenüber «Schweiz aktuell».