Bis vor Bundesgericht kämpfte Claudia Troncana, Gemeindepräsidentin von Silvaplana, für die Idee einer Zweitwohnungssteuer. Ferienwohnungsbesitzer, die kaum da sind, sollen zur Kasse gebeten werden dürfen. Das Bundesgericht gab 2014 grünes Licht, nachdem die Gemeinde vier Jahre zuvor der Steuer zugestimmt hatte.
Doch dann drehte der Wind: Zweitwohnungsbesitzer wehrten sich, die kritischen Stimmen in der Gemeinde mehrten sich. «Der ganze Prozess dauerte zu lange», sagt heute Claudia Troncana.Die Opposition sei gewachsen, aber so sei es in der Politik: «Damit muss man umgehen können».
Das Volk habe entschieden. Die abtretende Gemeindepräsidentin beschreibt sich selber als praxisbezogen, als jemand, der mit den Gegebenheiten arbeitet, die sie vorfindet.
Freie Marktwirtschaft ist nicht das höchste Gut
Die 60-Jährige vertritt auch klare Positionen in Bezug auf die Finanzierung von Alters- und Pflegeheimen. In der letzten Grossratssession setzte sie sich für das strenge Bündner System ein, mit fixen Tarifen, die für alle Heime gleich sind. Es sei eine Herzensangelegenheit, erzählt Troncana.
Da sie keine Kinder habe, habe sie sich in den letzten zehn Jahren um betagte Familienmitglieder in anderen Kantonen gekümmert und sagt mit Blick auf marktwirtschaftlich orientierte Pflegeheimmodelle: «Pflegebedürftige Menschen dürfen kein Geschäftsmodell sein». Es handle sich hier nicht um einen Markt, auf dem Geld verdient werden soll, sondern um Menschen in einer Notsituation, die unterstützt werden müssen.
Für eine FDP-Politikerin sind das ungewohnte Töne. Bis 2010 war Claudia Troncana auch parteilos, schloss sich dann aber mit der Wiederwahl in den Grossen Rat der Fraktion und gleichzeitig der Partei an. Für die Politikerin kein Widerspruch: Auch FDP-Wähler hätten ein Interesse, dass ihnen im Altersheim nicht das Geld aus der Tasche gezogen würde.
Ende 2016 gibt Claudia Troncana ihr Amt als Gemeindepräsidentin in Silvaplana ab. Im Grossen Rat möchte sie die Legislatur 2018 beenden und nicht mehr zur Wiederwahl antreten.
SRF1, Regionaljournal Graubünden, 17:30 Uhr, habs