In den 1850er Jahren wurde eine alpenquerende Eisenbahnverbindung durch Graubünden diskutiert. Diese Variante stand in Konkurrenz zur Gotthardidee. In Graubünden hatte man Angst, dass bald entlang der klassischen Transitrouten im Kanton niemand mehr vorbeireist und Geld in der Region liegen lässt, sagt Jürg Simonett, ehemaliger Direktor des Rätischen Museums und Experte für Verkehswege.
«In den 1860er Jahren war dann der Zürcher Eisenbahnbahnbaron Alfred Escher zur Gotthardgruppe übergelaufen», erklärt Jürg Simonett. Das sei ein Wendepunkt für die Alpenbahndiskussion gewesen. Für Graubünden war der Zug damit quasi abgefahren, der Gotthardtunnel bekam den Zuschlag.
«Diese Nachricht wurde im Kanton miserabel aufgenommen», sagt Simonett, «man fühlte sich hintergangen». Viele vertraten die Meinung, Grabünden hätte die Alpenverbindung erhalten sollen. Dieses Lamento habe bis in die 1960er Jahre angehalten.
Gotthard-Trauma überwunden
«Das Gotthard-Trauma hat Graubünden mittlerweile überwunden», glaubt Jürg Simonett. Man habe erkannt, dass der internationale Transitverkehr auch Probleme, wie den zusätzlichen Verkehr, bringt.
Die Sicht auf den Verkehr habe sich geändert. Verkehr habe früher Verdienst gebracht. Damals als Wagner, Sattler und Bauern noch vom Durchgangsverkehr profitierten, wurde der Verkehr als Segen betrachtet, sagt Simonett.