Die Sprachenverordnung von 2010 beinhaltet Sollwerte für die Vertretung der vier Landessprachen in der Bundesverwaltung. Entsprechende Mehrsprachigkeitsweisungen existieren bereits seit Mitte des 20. Jahrhunderts.
Trotz dieser Massnahmen sieht die Realität in der Bundesverwaltung anders aus. In den meisten Verwaltungseinheiten überwiegen die Deutschsprachigen. Vor allem in Kaderpositionen geben die Deutschschweizer den Ton an.
Diesem Problem auf den Grund geht das neue Buch «Mehrsprachigkeit verwalten? Spannungsfeld Personalrekrutierung beim Bund». Im Buch wird aufgezeigt, wie sich die Förderung der Mehrsprachigkeit in der Bundesverwaltung entwickelt hat, welche Massnahmen ergriffen worden sind und wo diese angesichts der vielfältigen Anforderungen bei der Personalrekrutierung an Grenzen stossen.
Einerseits wurden umfangreiche Statistiken des Bundes ausgewertet. Andererseits erhielten die Forschenden die Möglichkeit, konkrete Rekrutierungsprozesse zu beobachten und zu analysieren.
Wenig Lobbying in eigener Sache
Renata Coray hat die Studie und das Buch zusammen mit Fachleuten des Kompetenzzentrums für Mehrsprachigkeit und Wissenschaftlern des Zentrums für Demokratie realisiert.
Im Gespräch mit dem «Regionaljournal Graubünden» von Radio SRF spricht sie unter anderem über die Untervertretung der Rätoromanen beim Bund. Ihnen würde ein Anteil von 0,5 bis 1 Prozent der Stellen zustehen, seit Jahren schöpfen sie ihren Anteil jedoch nicht aus. Ein Grund könnte mangelndes Lobbying sein, glaubt Coray, in diesem Bereich seien die italienischsprachigen Schweizer alleine schon aufgrund ihrer grösseren Anzahl erfolgreicher.