«Dass es so gut läuft, hat mich überrascht. Ich dachte, man werde vielleicht belästigt oder häufig angesprochen. Aber sie sind höflich und grüssen immer», sagt die 31-jährige Alice Caviezel, die mit ihren beiden Kindern und ihrer Mutter den sonnigen Tag am See geniesst.
Vielleicht hätte sie aus den Ferien auch einfach ein falsches Bild gehabt. «Dort liegt überall Abfall und es wird geklaut. Und wir dachten, die Leute würden auch bei uns stehlen, weil sie nichts mehr haben.» Ihre Mutter Anita Cathomas wirft ein, es sei auch eine neue Situation gewesen: «Deshalb waren wir vielleicht etwas überfordert.»
Tourismus bleibt skeptisch
Kritisch gegenüber dem Asylzentrum war auch der Leiter der Laaxer Volg-Filiale Martin Schmid. Auch weil es mit einem Asylzentrum in Schluein negative Erfahrungen gegeben habe. «Hier haben sich diese aber nicht bestätigt», er sei positiv überrascht.
Hotelier René Meyer ist auch heute noch ein Gegner des Asylzentrums. Er hätte lieber mehr Touristen im Dorf. Auch er sagt, bisher sei nichts Negatives passiert, aber: «Die Asylsuchenden sind präsent und die Leute wundern sich und fragen nach. Die Angst ist da, wenn man solche Menschen sieht. Wir wollen ein Stück heile Welt verkaufen und das passt dann nicht in unsere Gegend.»
Vorausdenken statt später Probleme lösen
Am Eingang des Asylzentrums, ein ehemaliges Hotel an der Kantonsstrasse, hängen auffallend viele Plakate und Infoblätter. Sie erklären die Regeln für Velofahrer oder was die Piktogramme im Zug bedeuten.
Rita Mathis ist seit der Eröffnung im Februar 2015 die Heimleiterin. Ihre Devise: Probleme im Voraus erkennen und entschärfen statt später Konflikte lösen. Das Asylzentrum erklärt deshalb den Flüchtlingen, wie man sich in Laax richtig verhält. «Wir geben soviele Informationen wie möglich». Manche Fehler würden nur passieren, weil den Flüchtlingen das Wissen fehle.
Ein Thema sind auch die Ängste der Bevölkerung. Die Asylbewerber werden aufgefordert nur in kleinen Gruppen unterwegs zu sein und werden gebeten, am Wochenende weniger an den See zu gehen. Dann werde nämlich das meiste Geld mit dem Tourismus verdient, sagt Rita Mathis: «Es ist kein Rayonverbot, sondern als respektvoller Rückzug zu verstehen». Für die Leiterin des Transitzentrum ist es gleichzeitig wichtig, dass die Laaxer Bevölkerung, nachbarschaftlich mit den Asylsuchenden umgeht.
Gegner von damals
Gemeindepräsident Franz Gschwend lobt die Leitung des Transitzentrums: «Wenn etwas störend wirkt, dann kann die Bevölkerung dies anbringen und es wird geändert.» Er macht sich jedoch keine Illusionen. Ein negativer Vorfall und die Stimmung könnte kippen. Auch weil die Asylsuchenden besonders unter Beobachtung stünden.
Und was sagen die Kritiker, die vor drei Jahren alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, um das Asylheim zu verhindern? Bergbahnchef Reto Gurtner, damals treibende Kraft, lässt über seine Sprecherin ausrichten: Es laufe alles gut und es gebe jetzt nichts mehr zu sagen.
SRF 1, Regionaljournal Graubünden, 17:30 Uhr; habs