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Felssturz-Warntafel vor Gletscher
Legende: Am meisten Felsstürze ereigneten sich laut SLF Anfang August. Keystone

Graubünden Mehr Felsstürze wegen Hitzesommer

Besonders in Permafrostregionen oberhalb von 2500 Metern über Meer wurden viele Felsstürze verzeichnet, wie das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF mitteilte. Dabei stürzte zwischen einigen hundert bis zu mehreren zehntausend Kubikmetern Felsmaterial in die Tiefe.

Ausgelöst wurden die vielen Felsstürze durch die Hitze, aber auch durch Wasser. Die Lufttemperatur lag im Sommer 2015 um 2,5 Grad über dem langjährigen Durchschnitt. Im Gegensatz zum Hitzesommer 2003 mit seinen ebenfalls zahlreichen Felsstürzen gewitterte und regnete es jedoch häufiger, wie das SLF schreibt.

«In der Region Ostschweiz und Graubünden gab es 2015 vermehrt Steinschlag», sagt Marcia Phillips, Permafrostexpertin beim SLF. Zusätzlich gab es im Engadin und im Bergell zwei grössere Felsstürze.

Die Lufttemperatur erwärmte den Felsen und das Eis in den Spalten, was die Stabilität des Felsens schwächte. Andererseits übte das in Risse eingedrungene Wasser Druck aus, der die Felsen ebenfalls destabilisierte.

Auch im Winter sind grosse Felsstürze möglich

Die Felsstürze traten zu allen Tages- und Nachtzeiten und an allen Expositionen auf – ausser an Südhängen. Praktisch täglich konnten in dieser Zeit laut SLF Steinschläge von einem Ausmass von einigen Kubikmetern beobachtet werden.

Auch wenn die Temperaturen inzwischen deutlich abgekühlt haben, ist die Gefahr noch nicht gebannt. Diesen Winter könnte es zu grösseren Felsstürzen kommen, wie das SLF schreibt. Denn grosse Felsmassen reagierten erst mit Verzögerung auf Temperaturänderungen.

Eine Auswertung der Felssturz-Datenbank des SLF zeigt, dass sich in hoch gelegenen und kalten Regionen kleinere und mittlere Felsstürze vor allem in den Sommermonaten ereignen. Grosse Felsstürze treten hingegen während des ganzen Jahres auf.

Ein Beispiel für ein grosses Ereignis im Winter ist der Bergsturz am Pizzo Cengalo in Graubünden im Dezember 2011: Damals donnerte rund 1,5 Millionen Kubikmeter Felsmaterial in die Tiefe.

Auswirkung auf Permafrost unklar

Noch offen ist gemäss SLF, wie sich der Hitzesommer 2015 auf den Permafrost auswirken wird. Bis die Sommerhitze in rund 10 Metern Tiefe angekommen sei, dauere es etwa sechs Monate. Erste Resultate seien bis Ende Jahr zu erwarten.

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